Dienstag, 27. April 2021

Von unerwartetem diskussionspotential, von strategien, meilensteinen und goldmedaillen und von einer best of seven serie mit sensationellem ausgang

 Wien, 26.04.2021, 22:56 mez

 

Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

 

Schon wieder beginne ich meinen eintrag hier mit einem kräftigen na bumm. Na bumm, so viele kommentare hat’s seit der unrühmlichen watschenaffäre ja nicht mehr gegeben. Offenbar ist das legionärsthema noch immer eines, das das volleyballinteressierte publikum bewegt. Und zwar ziemlich. Und da prallen sehr unterschiedliche meinungen aufeinander. 

Und apropos meinungen und so, fasse ich meine – durch und durch subjektive – nochmals zusammen. Aber bevor ich das tue, möchte ich ganz kurz noch zu der anmerkung der userInnen madmetz und unknown stellung nehmen, die mir zurecht vorwerfen, dass ich das durchaus positive beispiel, was die anzahl der legionärinnen im kader der meisterinnen und vizemeisterinnen angeht nicht thematisiert habe. Ich hole das hiermit nach verspätet nach und ich bin mit den beiden userInnen einer meinung, das beide teams ein gutes beispiel abgeben, wie man eine vernünftige und erfolgreiche mischung aus legionärinnen und österreichischen spielerinnen findet. Gratulation dazu und besonders an die linzerinnnen zum meistertitel (http://www.volleynet.at/steelvolleys-linz-steg-zum-zweiten-mal-denizbank-ag-vl-champion/). Als späte rechtfertigung meines versäumnisses möchte ich auf eine – und sicher nicht die einzige – schwäche dieses blogs hinweisen und das ist die tatsache, dass damenvolleyball hier keinen großen raum einnimmt, was sicher damit zu tun hat, dass der bloggist sozusagen familiär bedingt, vermutlich 50 mal mehr herrenvolleyballspiele gesehen hat als damenvolleyballmatches. 

So und jetzt zur angekündigten zusammengefassten, ganz persönlichen meinung des bloggisten zur legionärsproblematik: 

  1. Der jetzt offenbar erzielte kompromiss mit den drei österreichischen spielerInnen im spielbericht und einem/einer spielerIn durchgehend am spielfeld ist bestenfalls eine alibiaktion, die kein umdenken bewirken wird.
  2. Wo sind die erfolge der legionärsmannschaften – achtung nicht in der deutschen bundesliga – sondern auf internationalem niveau? Das ausscheiden in der qualiphase für die championsleague bei den herren bzw. die nichtteilnahme bei den damen und das frühzeitige ausscheiden im cev- und challengecup hat bereits tradition. In der mevza reicht es zu nicht mehr als zur teilnahme am final four, für das man sich als veranstalter fix qualifiziert hat.
  3. Aus punkt 2 lässt sich schließen, dass die verpflichtung von ausländischen topspielerInnen für österreichische clubs offenbar weit über deren finanziellen möglichkeiten liegt.
  4. A propos finanzielle möglichkeiten und so: wirtschaftlich nachhaltig war weder die mutter  aller legionärstruppen, die experten, damals noch aus der gutheil-schoder-straße, deren nachfolger gerade die teilnahme an der relegation für die 1. bundesliga vergeigt haben noch das experiment tirol/alpenvolleys, die jetzt mit einer nachwuchsmannschaft – eh gut, aber vermutlich nicht ganz im sinne des erfinders/managers – im gegensatz zu den hotvolleys zumindest in die 1. bundesliga aufgestiegen sind. Und ich wünsche, trotz aller kritik, weder aich/dob noch waldviertel eine ähnliche zukunft, aber ich könnte mir vorstellen, wenn einmal die erfolge sogar auf nationaler ebene ausbleiben, so wie das heuer – abgesehen vom cuptitel für aich/dob - der fall war, dass das auch auf die sponsorsituation abfärben könnte.
  5. Die von userIn skad, offenbar aus aich/dob, eingebrachte ausrede, dass 4000 einwohnerInnen einfach zu wenig seien um nachwuchsspielerInnen für das natioanlteam auszubilden, akzeptiere ich nicht. Der vc brixental hat mit thomas zass und peter wohlfahrtstätter zwei nationaltemaspieler ausgebildet. Hopfgarten im brixental hat 5600 einwohnerInnen (https://en.wikipedia.org/wiki/Hopfgarten_im_Brixental). Wie geht das? Das geht mit exzellenten nachwuchstrainerInnen. Wenn man es ehrlich meint mit der ausbildung von nachwuchsspielern, dann sollte man dort investieren und nicht jahr für jahr in legionäre, mit denen man dann international eh wieder keinen blumentopf gewinnt.
  6. Und ja, 12 oder 13 legionäre im kader verstellen österreichischen spielrn den weg in die kampfmannschaft, was denn sonst? Und das ist auch der grund dafür, dass, gerade im herrenbereich, dessen nachwuchsklassen ohnehin nicht gerade überlaufen sind, sich viele burschen zwischen 18 und 20 für eine ausbildung, für ein studium und gegen die zukunft als bankwärmer bei einem österreichischen topverein entscheiden. Wo wurden denn die spieler des gegenwärtigen nationalteams – siehe auch punkt 5 - mehrheitlich ausgebildet? Mit ausnahme von flo ringseis und thomas tröthann nicht in vereinen, die auf legionäre gesetzt haben und immer noch setzen.
  7.  Visionen und strategien entwickeln, wie es userIn hinata in seinem/ihrem kommentar vorschlägt ist ja eh ok. Die gibt’s aber schon unter, gut versteckt unter http://www.volleynet.at/download/  unter dem menupunkt „sonstiges“ hochtrabend als struktur- und strategiekonzept 2020 betitelt vom 3. april 2014 (!). 

    Ich frage jetzt einmal so in die runde meiner werten leserinnen und meiner werten leser: wer hat davon schon gehört oder wer hat das konzept gar gelesen oder noch besser, wer arbeitet an dessen umsetzung? Da ist von bausteinen und meilensteinen die rede und – bei den herren - von wm-teilnahmen 2018. Seit 2016 sollte man in der weltliga – na gut die gibt’s jetzt nicht mehr – mitspielen. Die olympiateilnahme 2020, wohlgemerkt im hallenvolleyball, ist sich knapp auch nicht ausgegangen. Bei den damen gibt man es ein wenig billiger, mit teilnahmen an qualifikationsturnieren und einer erfolgreichen em-quali 2020. Gänzlich in die nähe des größenwahns geht’s dann beim beachvolleyball mit den meilensteinen olympische goldmedaille 2016 und 2020. Na bist du deppert. Würde mich interessieren, ob dieses sammelsurium der nicht erfüllten träume jemand aus dem gegenwärtigen vorstand gelesen hat.
  8. Ah ja und noch eine kurze anmerkung am schluss dieser auflistung: ich gebe userIn skad völlig recht mit der einschätzung, dass – in anlehnung an den herrn ex-ösv-präsidenten – austria too small country ist, to make good beach- and indoor- and lately also snow-volleyball. Und dass daher eine richtungsentscheidung erfolgen sollte, wohin die nicht gerade üppigen personellen und materiellen resourcen fließen sollen. 

So und jetzt lass ich es gut sein mit der legionärs- und nachwuchspolemik und gratuliere, aber doch irgendwie ganz passend zum thema, den grazer herren zum sensationellen meistertitel, der in einer sensationell kurzen serie gegen aich/dob eingefahren wurde (http://www.volleynet.at/uvc-graz-herren-erstmals-staatsmeister/). Gratulation. Ich freu‘ mich sehr. Also ich bin ja kein fan des glücksspiels im allgemeinen und von sportwetten im besonderen, aber die quote auf einen 4:0 sieg der grazer in der best of seven serie wäre sicher ganz lukrativ gewesen. 

Interessanterweise, oder eigentlich skurillerweise wurde und wird nach dem finale noch weiter unten in der liga lustig weitergespielt. Das duell um platz sieben ist in der zwischenzeit entschieden, mit klagenfurt als sieger über weiz, das duell um platz 5 zwischen sokol und ried geht in ein entscheidungsspiel (http://www.volleynet.at/denizbank-ag-vl-teams-bleiben-in-relegations-hinspielen-ohne-satzverlust/). Und auch das mysterium um den ablauf der relegation bei den herren konnte, nicht zuletzt dank userIn insomniac gelöst werden. Hartberg spielt gegen st. pölten um den klassenerhalt (http://www.volleynet.at/denizbank-ag-vl-teams-bleiben-in-relegations-hinspielen-ohne-satzverlust/). 

Die staatsmeisterschaften in der alterkategorie u16 wurden hingegen beendet und zwar mit einem sieg der hotvolleys bei den burschen, die hin- und rückspiel gegen aich dob gewannen, und einem sieg von volley16 bei den mädchen, denen das gleiche gegen ihre innsbrucker alterskollegInnen gelang (http://www.volleynet.at/hotvolleys-souveraen-zu-mu16-meistertitel/). Gratulation auch von hier aus an meisterInnen und vizemeisterInnen. 

So, und im sand wurde auch gehüpft um eine mögliche olympiaqualifikation. Nach einem zwischenhoch mit einem vierten platz für ermacora/pristauz im ersten 4-sterne turnier in cancun gab‘s im zweiten 4-sterne turnier am selben platz leider wieder das schon übliche. Ermacora/pristauz blieben in der quali hängen und seidl/waller schafften zwar die quali, schieden aber als letzte in ihrer gruppe im hauptbewerb vor der ko-phase aus und belegten damit rang 25 (https://www.volleyball.world/en/beachvolleyball/worldtour/2021/1014/men/standings,https://www.volleyball.world/en/beachvolleyball/worldtour/2021/1015/men/standings). Bei den damen gab’s für klinger/klinger nichts zu holen, die beiden scheiterten beide male bereits in der quali. Besser lief es für schützenhöfer/plesiutschnig besonders im zweiten turnier mit einem 5. platz. Im ersten turnier wurden die beiden 17. (https://www.volleyball.world/en/beachvolleyball/worldtour/2021/1015/women/standings,https://www.volleyball.world/en/beachvolleyball/worldtour/2021/1014/women/standings). Das, laut struktur- und strategiekonzept für olympia 2020 geplante, unternehmen goldmedaille in der sandkiste könnte, nach jetzigem stand, allerdings schon mangels qualifikation für die vorerst auf heuer verschobenen spiele scheitern.  Aber vielleicht finden das spektakel in japan ohnehin nicht statt (https://sport.orf.at/stories/3075756/). Dann könnte man ganz ohne gesichtsverlust den meilenstein goldmedaille auf 2024 verschieben.

Ah ja a propos meilensteine und so: ganz überraschend hat sich das handballdamennationalteam für die weltmeisterschaft qualifiziert und zwar mit einer jungen mannschaft (https://sport.orf.at/stories/3075999/) 

Und mit der schadenfreude über das blamable ende der superleague der heuschrecken bin ich ganz sicher nicht alleine (https://sport.orf.at/stories/3076024/). Ich seh‘ das ganz so wie nelson.


 

 

Warum ist der damalige övv-präsident peter kleinmann als oberster verbandsfunktionär im missbrauchsfall johannes h. nicht aktiv geworden, wenn es, wie peter kleinmann vor der presse sagte, hinweise gegeben hat, die darauf hingedeutet haben, dass mit diesem trainer etwas nicht stimmte?

Wie wurde der ausflug von herrn kleinmann zu den olympischen spielen nach rio UND NACH PYEONGCHANG finanziert? 

Ist uhpir freiwillig oder unfreiwillig aus seinen ämtern bei der bso geschieden?

Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?

Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?

Kann der övv pleite gehen?

 

Wien 27.04.2021, 01:43 mez

3 Kommentare:

  1. Zu Punkt 6., Ringseis, Tröthann, Tusch & Kronthaler!

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  2. @ 2. und 3. liegt an der schwachen österreichischen Liga. Nur durch MEVZA und CL- und CEV-Cup sind österreichische Vereine interessant.

    @ 4. Natürlich entscheidet der Erfolg über das Sponsoring. Daher auch manchmal der Ärger über den mangelnden Einsatz der eigenen Spieler. Da geht es um Arbeitsplätze für Volleyballer und nicht nur um die goldene Ananas!

    @ 5. Das soll keine Ausrede sein, aber es soll klar machen, dass wir hier nicht in jedem Jahrgang 6 Spieler für das Niveau der 1.Mannschaft ausbilden können. Erst seit 2013 gibt es die JUFA-Arena, seit da ist es für uns überhaupt möglich nachhaltige Nachwuchsarbeit zu machen (Gesamt nur 2 Hallen). Wohlfi und Zass sind ein gutes Beispiel, solide Ausbildung und dann ab in einen Verein der ein professionelles Umfeld mit Ambitionen bietet. Sie haben den Kampf um den Platz in der "Starting 6" angenommen. Ihnen käme es sicher nicht in den Sinn sich hinter einer "Schutzregelung" zu verstecken. Aber auch im Falle Brixental zeigt sich, dass die Beiden eher ein Ausreißer nach Oben sind als die Regel. Wenn ich mich hier irre, bitte um Auflösung wo die Spieler der restlichen Jahrgänge übrig geblieben sind.
    Ich stelle einmal eine Behauptung in den Raum: Es benötigt 100 Kinder pro Jahrgang um einen "Alex Berger" oder "Wohlfi" zu erhalten.
    Und ja auch wir sind für gute Trainer! Auch wir investieren viel Geld in die Nachwuchstrainer, allen voran fachlich bestens qualifiziert Miha Kosl und Nejc Pusnik. Auch bei uns stehen 2-3 Talente kurz vor dem Sprung in die 1. Einfach in die Scorerliste der Nachwuchsbewerbe blicken.
    @6. Ich wiederhole mich, wir bieten ein Umfeld mit 10 Trainings pro Woche mit einem Arbeitsplatz als Volleyballer. Hier geht es um Leistung, den Startplatz muss man sich erarbeiten. Bei "drittklassigen" Legionären kanns ja nicht so schwer sein.
    Wir haben dem ÖVV schon mehrmals angeboten mit einer zusätzlichen Amateurmannschaft in der 1.BL zu spielen, wird abgelehnt.

    Und zum Abschluss noch ein "Hät I war I"

    Ziel war es mit Tröthann, Landfahrer, Grabmüller, Kühl und Steiner ins Finale zu gehen. Leider hatte der Verletzungsteufel was dagegen.

    Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass hier dieses "bashing" gegen engagierte ambitionierte Vereine und Funktionäre abnimmt.

    Mit sportlichen Grüßen!












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  3. Vielen Dank für den Hinweis und Link zum Konzept. Kannte ich bis jetzt nicht. Traurig eigentlich, wenn man bedenkt das es da schon seit 2014 gibt. Da stehen teilweise schon ganz gute Ansätze drinnen und es ist ja ganz hübsch aufbereitet.

    Die Frage ist auch, ob das die Trainerinnen und Trainer im Land kennen (Ich habe mehrere Ausbildungen in den letzten Jahren gemacht und es wurde nie erwähnt). Und ob die Landesverbände davon wissen? Die werden da schon in die Pflicht genommen soweit ich das herauslesen kann.

    Wenn es zum Beispiel darum geht die Nachwuchsligen in den Bundesländern zu stärken haben die Landesverbände und die Vereine das Konzept entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Hier Mal ein kleiner Auszug der U16 männlich durch ganz Österreich:

    Vorarlberg: Keine Angabe der gemeldeten Teams
    Tirol: 3 Teams
    Salzburg: 0 Teams
    Oberösterreich: 6 Teams
    Niederösterreich: 5 Teams
    Wien: 4 Teams
    Steiermark: 8 Teams
    Burgenland: Keine Angabe der gemeldeten Teams
    Kärnten: 3 Teams

    Das hab ich von den Homepages der jeweiligen Landesverbände. Vorarlberg und Burgenland hatten keine Meldungen. Vielleicht weil sowieso kein Bewerb zustande gekommen ist heuer.

    Aber da kann doch keiner eine vernünftige Nachwuchsliga betreiben, die attraktiv für unseren Nachwuchs ist und sie sich da entwickeln können.

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