Montag, 21. Mai 2012

Ein ganz ungewöhnlicher blog und eine überraschung für die geschätzten leser und leserinnen


Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

diesmal gibt es zur abwechslung einmal etwas anderes. Wie sich die werten leser und die werten leserinnen vielleicht noch erinnern, hatte ich vor einiger zeit an dieser stelle eine überraschung angekündigt. Es hat zwar ein bisschen länger gedauert aber hier ist die angekündigte überraschung: der trainer des österreichischen herrenvolleyball-nationalteams, micha warm, hat sich bereit erklärt mir für diesen blog ein - ich bin zwar nicht der herr fellner von news, aber ich muss das jetzt ganz einfach groß schreiben – EXKLUSIV-interview zu geben. Ich möchte mich auch an dieser stelle bei micha bedanken und ich hoffe, dass dieses interview von vielen freunden und freundinnen des österreichischen volleyballs gelesen wird.

Johnny: Du bist jetzt schon einige Zeit in Österreich, mit welcher Entwicklung bist Du bislang zufrieden, welche Dinge laufen nicht so, wie Du Dir das wünschst.

Micha: Zufrieden bin ich mit den Schritten und der Entwicklung vieler Spieler der Nationalmannschaften. Das gilt für die, die den Sprung ins Ausland geschafft haben und genauso für die, die  in Österreich spielen. Sie sind mit Liebe und Energie dabei und haben sich zu wichtigen Botschaftern für unseren Sport entwickelt. Sie bilden  eine Basis, auf der wir jetzt aufbauen können. Hier entwickelt sich etwas Nachhaltiges. Ich bin glücklich über den Nachwuchs, nicht nur über den Erfolg sondern vor allem die Art, wie der Erfolg zustande gekommen ist. Gemeinsam mit Florian Sedlacek, Nina Sawatzky und Michael Horvath über die beiden Volleyball-Akademien wurde diese Juniorennationalmannschaft  gut entwickelt . Nicht ein einzelner Star, sondern ein ganze Reihe an guten Spielern hat sich hier gut präsentiert. Die Trainer arbeiten sehr gut zusammen und unterstützen die Jungs toll bei deren Entwicklung.

J: Zwischenfrage zu den Akademien. Diese sind vereinsassoziiert, soll das so bleiben oder sollte man das öffnen?

M: Grundsätzlich kann und will ich das auch nicht entscheiden, dafür haben wir Experten im ÖVV, die die sportpolitische Kompetenz dazu haben. Doch ein Blick in andere Länder kann uns vielleicht Anregungen geben. Außerdem muss ich immer wieder betonen, dass ich mich mittlerweile im männlichen Bereich recht gut informiert fühle, aber mir (noch) nicht zutraue, für den weiblichen Bereich zu sprechen. In Deutschland gibt es verschiedene Modelle, es gibt vereinsassoziierte und nicht vereinsassoziierte, neutrale Internate. Meiner Meinung nach könnte eine Akademie sowohl vereinsübergreifend aktiv  sein, also in gewisser Weise eigenständig und neutral aber mit gleichzeitiger enger Anbindung an einen Verein, damit man bestehende Strukturen für die Jugendlichen nutzen kann. Die beiden Akademien in Österreich sind vereinsassoziiert, nehmen aber auch schon Spieler von anderen Vereinen auf, die dann beim Heimatverein bleiben können und – nach einer neuen Regelung – beispielsweise beim Bundesjugendbewerb sogar für den Heimatverband spielen müssen. Die Partnervereine der beiden Akademien sind die Jugendabteilungen des UVC Graz und der Hotvolleys Wien, die beide für ihre sehr umfassende und gute Nachwuchsarbeit anerkannt sind. Der ÖVV will aber die Heimatverbände stärken und dazu motivieren, dass sie Talente in die Akademien schicken, ohne sie gleichzeitig für den Verband zu verlieren. Eine spätere Entscheidung, zu welchem Verein ein erwachsener Spieler dann schlussendlich geht, ist sowieso nur abhängig vom Spieler und den Angeboten der Vereine. Nicht jeder Verein passt für jeden Spieler und umgekehrt.

J: Wir haben jetzt den zweiten Teil meiner Einstiegsfrage, mit welchen Entwicklungen Du nicht so zufrieden bist bzw. welche Entwicklungen Dir zu langsam ablaufen, noch nicht behandelt.

M: Grundsätzlich halte ich die Suche und Anprangerung von Schuldigen für ein wenig intelligentes Verfahren, um Entwicklungen zu ermöglichen. Daher beschäftige ich mich wenig mit sogenannten Problemkindern und der Frage, wer wofür mehr oder weniger Schuld trägt. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich bei der Suche nach Schuldigen noch nie der Lösung der Aufgaben näher gekommen bin, von daher bemühe ich mich, meine Energie in konstruktive Prozesse zu investieren. Ich versuche eher, Prozesse zu optimieren. Wenn ich in eine Halle gehe, so sehe ich beispielsweise eher die kleinen guten Ideen und überlege, wie ich diese dann weiterentwicklen kann.

J: Aber wenn Du in eine Halle gehst, stört Dich wahrscheinlich sehr oft so wie uns alle die sich mit Volleyball beschäftigen, das mangelnde Zuschauerinteresse?

M: Das stört mich sehr. Wir machen Volleyball, weil es uns sehr viel Spaß macht und begeistert. Ich hab viel Spaß, wenn ich gute Stimmung erlebe in einer Halle. Wenn niemand zuschaut und die Spieler auch nicht begeistert sind, dann finde ich das sehr schade. Unser Hauptaugenmerk sollte darauf liegen, Menschen für Volleyball zu begeistern, Leute dazu zu bringen, beim Volleyball zuzuschauen und Volleyball zu spielen.

J: Hast du dafür ein Rezept, eine Lösung?

M: Ich habe dafür kein allgemeingültiges Rezept. Ich habe gehört, dass es in der kleinen Stadt nicht geht, dass es in der großen Stadt nicht geht. Meine Meinung ist: es geht überall, in kleinen wie in großen Städten. Das Rezept wäre herauszufinden, was den Menschen Spaß macht. Das kann aber an verschiedenen Orten ganz verschieden sein. Wichtig finde ich es auch hier, die Bedürfnisse und Gefühle derjenigen in den Mittelpunkt zu stellen, die wir erreichen wollen. In dem Fall also die Zuschauer.

J: In Österreich funktioniert es eigentlich in kleinen Gemeinden mit den Zuschauern ganz gut. Das große Problem liegt in Wien. Warum ist Wien so ein Problem?

M: Ich habe die Erfahrung so nicht gemacht. Ich habe gerade das Derby zwischen den Hotvolleys und Sokol gesehen, da war die Halle vergleichsweise voll. Und man hat gesehen, wie man mit einer guten Idee und einem Thema die Menschen anlocken kann.

J: Das war aber eine lobenswerte Ausnahme.

M: Außerdem darf man meiner Meinung nach diesen Vergleich nicht nur relativ sehen. Natürlich ist eine kleine Halle in einem kleinen Ort auch schnell einmal vergleichsweise voll, aber summa summarum ist die absolute Zuschauerzahl entscheidend, wenn es darum geht, für Volleyball zu begeistern. Ich habe in kleinen Orten Hallen gesehen die voll waren, aber auch welche die leer waren. Und umgekehrt auch in großen Hallen. Dennoch sehe ich einen Teil des Problems  in der Hallensituation in Österreich. Man muss versuchen den Leuten eine angenehme Atmosphäre zu bieten. Einkaufszentren und Kinos machen das vor. Es gibt viele Hallen in Österreich, die sind an Unfreundlichkeit kaum zu überbieten. Betonsockel und Plastikschalensitze sind halt nicht sehr attraktiv. Die Infrastruktur muss eben auch passen.

J: Das wird meinen Präsidenten nicht freuen, wenn ich das hier so sage, aber wir haben eine wunderbare Halle in Schwechat und die Zuschauer bleiben trotzdem aus. Es sind vielleicht nicht die Hallen alleine, sondern es sind offenbar auch andere Punkte an denen es krankt.

M: Die Halle war gegen Holland und gegen Brasilien sehr gut besucht und auch beim Cupfinale waren viele Zuschauer in der Halle. Ich kann mir vorstellen, wenn man das Cupfinale dort institutionalisiert, dass man damit nachhaltig Zuschauer in die Halle bringt. Da gibt es ein gutes Beispiel aus Deutschland wo beim Cupfinale regelmäßig 11.000 Zuschauer kommen. Warum es sonst beim SVS Schwechat nicht funktioniert, entzieht sich meiner Kenntnis, da will ich nicht mutmaßen.

J: Was hat die EM für das österreichische Volleyball gebracht?

M: Ein wesentlicher wichtiger Unterschied zur letzten Heim-EM ist, dass damals die Mannschaft unmittelbar nach der EM weitgehend zerfallen ist. Wir haben jetzt das Gegenteil. Im neuen Kader ist nur ein Spieler aus dem EM-Kader nicht mit dabei. Alle Spieler haben sich gut weiterentwickelt, das war eine Initialzündung für die Karriere dieser Spieler. Sie sind alle Botschafter, die dem Volleyball in der einen oder anderen Form über lange Zeit erhalten bleiben werden. Ein anderer wichtiger Punkt ist der, dass viele junge Spieler die EM gesehen haben und angestachelt wurden, auch dort einmal zu spielen. Die Jungen haben jetzt auch wirkliche Vorbilder.

J: Das ist zwar nicht Dein Bereich. Die EM war wirtschaftlich eine Enttäuschung. In Tirol hat Italien beispielsweise gegen Finnland vor wenigen hundert Zuschauern gespielt. Was ist da falsch gelaufen?

M: Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht vor Ort war und weil ich mich dafür auch nicht kompetent fühle. Ich war auf etwa 15 EM´s, aber ich habe noch nie eine EM erlebt, bei der die Hallen voll waren, wenn das eigene Team nicht spielt. Das war in Wien diesmal deutlich anders! Wenige Nationen, wie z.B. Finnland, Holland oder vor allem Polen haben ein Stammpublikum. Italienische und deutsche Fans dagegen sind selten außerhalb ihrer Länder anzutreffen, um das Nationalteam zu unterstützen. Die CEV  beispielsweise ist mit dem Aspekt, dass die Finalrunde gut besucht war sehr zufrieden, gerade da  Österreich nicht gespielt hat. Man darf die Veranstaltung nicht mit einer Fußball-WM vergleichen. Ich war positiv überrascht, ich hätte mit weniger Zuschauern gerechnet.

J: Ganz kurz noch zu meinem Lieblingsthema, bei dem wir unterschiedlicher Meinung sind: zu den Legionären. Ich habe ein wenig recherchiert, da ich mich ja international sicher nicht so gut auskenne wie Du. Aber ich habe das Beispiel Finnland gefunden, bevölkerungsmäßig mit Österreich vergleichbar. In der finnischen Liga spielen kaum Legionäre, die Finnen sind wesentlich weiter als wir und sind vor ein paar Jahren in der Weltliga aufgetaucht und haben sich dort etabliert.

M: Da muss ich Dir ja danken für das Beispiel. Doch zuerst ein kleiner Widerspruch: die Finnen haben eine sehr lange Tradition im Volleyball. Die sind schon seit 30, 40 Jahren sehr gut.  Die haben auch eine große Tradition im Nachwuchs. Doch jetzt zu deren Konzeption: Die besten Talente werden dort im nationalen Trainingszentrum in Kuortane ausgebildet und dann nehmen die guten Spieler sehr schnell den direkten Weg  ins Ausland. Ähnlich geschieht das ja auch beispielsweise in Serbien. In beiden Ländern gibt es normalerweise keinen einzigen Nationalteamspieler, der in der jeweiligen Liga spielt. Daher spielen diese Ligen für den Leistungssport auch keine wesentliche Rolle in ihren Ländern. Für uns ist das noch etwas schwerer, weil die Tradition österreichischer Weltklassespieler nicht so groß ist. Wir müssen uns das erst erarbeiten, dass unsere Spieler entsprechend im Fokus von international guten Vereinen sind. Aber 5 Spieler haben jetzt den Anfang gemacht und das Echo von den jeweiligen Vereinen ist sehr positiv. Ob von Paris, Montpellier, Amriswil, Antwerpen oder Mitteldeutschland, unsere Spieler haben alle einen sehr guten Eindruck hinterlassen!

J: Ist die längere Tradition dieser Länder, Serbien wäre mein zweites Beispiel gewesen, ein Grund dafür, dass diese Länder keine Legionäre brauchen?

M: Serbien hat ja gar keine starke Liga, die sehen sich als reiner Ausbildungsort. Sie legen sehr großen Wert auf die Nachwuchsarbeit und versuchen, ihre Talente sobald wie möglich im Ausland unterzubringen. Das wäre auch ein für Österreich gangbares Modell. Auf der anderen Seite ist eine attraktive Liga natürlich auch wichtig, um in den Regionen des Landes als Zugpferd für Nachwuchsarbeit zu dienen. In Österreich können wir nur sehr schwer eine attraktive Liga mit 10-12 internationalen Topvereinen etablieren. Österreich könnte aber einen Zwischenweg gehen mit einigen Profivereinen, die ihren Spielern hochklassige Trainingsbedingungen bieten und einigen Vereinen, die die Nachwuchsarbeit forcieren und versuchen, ihre guten Spieler so weit zu bringen, bis sie dann den nächsten Schritt zu einem besseren Umfeld gehen können . Ein guter Spieler ist aber ohnehin intelligent genug, sich aus diesen Modellen dann das für ihn gerade richtige auszusuchen.
Ich denke übrigens gar nicht, dass jeder Verein Legionäre haben muss, das ist nicht mein Anliegen. Jeder Verein sollte sich vielmehr überlegen, wie  er Zuschauer begeistern kann. Wenn ein Verein ausschließlich mit Legionären Zuschauer begeistert und in Folge dessen eine tolle Nachwuchsarbeit betreibt, ist das gut für das Österreichische Volleyball. Wenn das ein Verein mit 12 Österreichern schafft ist das genauso gut. Das entscheidende ist das Produkt und dieses Produkt wird gemessen an vollen Hallen. Jeder Verein sollte das wählen, was seinem Gesamtkonzept am meisten dient.
Erst eine andere Überlegung führt uns zum Thema „Österreicher in der Bundesliga“. Und da geht es aus meiner Sicht darum, dass ein junger Spieler eine für ihn selbst perfekt Situation benötigt. Es ist gut, wenn er die Chance hat,  zu spielen, aber gleichzeitig benötigt er um sich herum auch immer deutlich bessere Spieler, an denen er sich messen und  von denen er lernen kann. Dann ist es egal ob diese deutlich besseren Spieler Österreicher sind oder Legionäre. Es bringt aus meiner Sicht weder etwas,  wenn er als zwölfter Spieler irgendwo mitläuft, noch, wenn er als einheimischer Heroe immer in einem Umfeld spielt, in dem er sich nicht schnell genug weiterentwickelt. Wenn Talente in einem professionellen Umfeld trainieren und von besseren Spielern lernen können und gleichzeitig auch Chancen haben, sich in den Stamm zu spielen, werden sie selbst bald gute Spieler werden.
Ob mit oder ohne Legionären, diese sehr nationalistisch geprägte Sichtweise ist aus meiner Sicht nicht die wichtige für die Spieler. Außerdem finde ich gerade in der heutigen Zeit, in der Europa und die Welt zusammenwächst, eine Unterscheidung von Spielern aufgrund ihrer nationalen Herkunft für sehr unpassend. Zumindest mir liegt sie nicht nahe!

J: Eine Nachfrage zum Nachwuchs. Wir bilden viele junge Spieler aus, die Vereine investieren Geld in diese Ausbildung und mit 17, 18 Jahren hören viele dieser Spieler auf. Wie können wir diesem „drain“ entgegenwirken

M: Das ist ein teils sehr schmerzhafter Spiegel, den wir uns vorhalten müssen, dass es uns nicht gelungen ist, eine entsprechende Begeisterung für Volleyball in den Spielern zu wecken. Die Angebote an alle jungen Spieler müssen da sein: es muss das Angebot geben, für die, die tatsächlich Volleyball zu ihrem Beruf machen wollen, für die, die Volleyball neben ihrer Ausbildung spielen wollen und für die, die erkennen, dass es vielleicht nur zum Hobby-Niveau reichen wird,  aber die unserem Sport in anderen Funktionen erhalten bleiben wollen.  Schuld an dieser von Dir beschriebenen Entwicklung sind nicht die Spieler, schuld sind wir, weil wir ihnen nicht die richtigen Angebote gemacht haben. Und das ist sehr schade, denn wir wollen ja gemeinsam dafür sorgen, dass Volleyball immer mehr den Stellenwert bekommt, den wir uns alle wünschen. Und jeder „verlorene“ Volleyballer ist da ein großer Verlust.

J: Die letzte Frage ist eine persönliche, vielleicht auch provokante. Ich weiß nicht, ob du Kinder hast, aber hättest du einen Sohn, der Volleyball spielt und der zu Dir kommt und sagt: „Papa ich schmeiße die Schule hin, es ist mir zu viel, ich will Volleyballprofi werden“, was würdest du ihm hier in Österreich antworten?

M: Die Frage ist meiner Meinung nach so gestellt, dass ich darauf keine klare Antwort finden kann. Ich habe einen Spieler miterlebt, der mit 18 seine Ausbildung abgebrochen hat und durch Volleyball zum Millionär wurde. Ich habe aber auch Spieler erlebt, die gesagt haben, dass das Abitur Vorrang hat, dass sie ihre Karriere als Spieler der Ausbildung unterordnen möchten. Grundsätzlich denke ich, dass der Schulabschluss, die Ausbildung in den meisten Fällen Vorrang hat. Eine abgeschlossene Ausbildung ist gerade heute wichtig für die Entwicklung eines jungen Menschen, für seine Stellung in der Gesellschaft. Aber man muss eine solche Frage im Einzelfall entscheiden, man muss Gespür entwickeln, was das Beste für den jeweiligen Spieler ist. Das ist sicher auch immer das Interesse von Eltern!
Im Übrigen würde ich mir wünschen, dass ich in Deinem Beispiel seine Entscheidung respektiere, anstatt ihm meine eigene Meinung zu kommunizieren, wenn er gar nicht danach fragt.

Doch wenn wir schon bei provokanten Fragen sind, stelle ich Dir auch noch eine: Angenommen, Du wärst ein Lehrer oder würdest in irgendeiner Form Menschen unterrichten und beurteilen. Dann gibt es da ja viele unterschiedliche Voraussetzungen. Menschen, denen man sich emotional verbunden fühlt, Menschen, von denen man weiß, dass sie in anderen Situationen schon gegen die Regeln verstoßen haben oder auch welche, die in einem gerne den Helferinstinkt wecken, …
Inwieweit traust Du Dir zu, bei Deinen Noten und Beurteilungen dennoch die tatsächlichen und objektiven Leistungen als Grundlage zu nehmen?

J: Micha, Deine Frage ist nicht wirklich provokant, aber so wie meine, sehr schwierig zu beantworten. Und sie führt ein wenig weg vom Volleyball. Aber ich versuche trotzdem, sie so gut ich kann zu beantworten. Ich bin als Universitätslehrer sehr oft mit Prüfungssituationen konfrontiert. Natürlich versuche ich immer objektiv zu sein in meiner Bewertung und Benotung und mich von subjektiven Gefühlen fernzuhalten. Ob mir das immer gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Das Wichtigste ist für mich in einer Prüfungssituation, dass mich die Studenten und Studentinnen als „berechenbar“ erleben, dass sie den Eindruck haben, dass die Grenze zwischen genügend und nicht genügend immer die gleiche ist und sich nicht mit der Stimmungslage und der Befindlichkeit des Prüfers verschiebt. Dass ich einmal ein Befriedigend vergebe und ein anderes Mal für eine ähnliche Leistung ein Gut, das darf meiner Meinung nach vorkommen und ich denke, dass das auch die meisten Studenten und Studentinnen so sehen. Aber die Grenze zwischen zu wenig und genug Wissen, die muss stabil bleiben und die darf auch nicht verhandelbar sein. Danke für das Gespräch, Micha.

2 Kommentare:

  1. Sorry, johnny, ich habe das interview zwar schon mehrere male gelesen und trotzdem, wenn man mich jetzt fragen würde, was micha warm eigentlich gesagt hat könnt ich nur antworten : "ich weiss es nimmer.."!

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  2. Aber natürlich kann das auch daran liegen, dass mein gedächtnis nachlässt.

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