Dienstag, 20. März 2012

Von einer vergessenen gratulation, von einer e-mail voller fragen zu einem traurigen kapitel und von den kleinen erfolgen, über die man sich in wien freuen muss

Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

heute kommt mein eintrag buchstäblich von der anderen seite der welt, der blogist/blogianer/blogolese sitzt derzeit in australien und genießt 28°C und sonnenschein. Ganz zu beginn, damit ich es auch sicher nicht – so wie letzte woche – vergesse, muss ich noch etwas nachholen, um damit auch den möglichereweise gar nicht so seltenen vorwurf entkräften, dass nur negative dinge im zusammenhang mit dem österreichischen volleyball in diesem blog behandelt werden. Hypo tirol hat die mevza gewonnen, dazu herzliche gratulation. Positiv ist auch zu vermerken, dass mit alexander berger ein junger österreicher den sprung in die grundsechs der tiroler geschafft hat. Das gibt auch mit hinblick auf die nationalmannschaft anlass zur hoffnung. Aber das war’s leider - auch mit gutem willen - schon wieder mit den positiven dingen.

Anlass zu eher negativen erscheinungen im bereich des österreichischen, genauer gesagt, des wiener volleyball zurückzukehren, ist folgende e-mail, die mir ein regemäßiger leser dieser einträge geschickt hat und die ich, mit seiner erlaubnis, allerdings anonymisiert, der werten leserin und dem werten leser päsentiere:

„Lieber johnny,
mit interesse verfolge ich regelmäßig deine blogeinträge. Dabei steht für mich nicht volleyball im vordergrund, sondern die strukturellen begebenheiten, die in allen so genannten randsportarten, speziell im mannschaftsbereich, ähnlich sind. Ohne die volleyball-szene laufend zu verfolgen, interessiert mich deine einschätzung zu einem speziellen thema - die traurige situation im männlichen volleyball-nachwuchs in wien.

Wie in deinem blogeintrag anfang februar zu lesen war, nehmen kaum noch teams an den diversen bewerben teil. Für dich eine folge der Dominanz der hotvolleys und ihres über lange zeit vorgetragenen alleinstellungsanspruchs.
Doch wie ist es dazu gekommen, dass gleichzeitig in den anderen vereinen die bereitschaft nachwuchsarbeit zu leisten, so stark gesunken ist?
1. War es die sportliche unausgeglichenheit, hervorgerufen durch das professionelle umfeld, das den hotvolleys nach und nach zu verfügung gestellt wurde („stadt wien“-nahe sponsoren, akademie, trainingshallen)?
2. Sind dadurch die spieler, die volleyball als leistungssport betreiben wollten, vermehrt zu den hotvolleys übergetreten?
3. Ist die akademie mit ihren rahmenbedingungen wie trainingsumfang, trainerInnen - die für ihre „schularbeit“ entlohnt werden und so ihren trainerjob in einem professionellen umfeld ausüben können - ein grund (wobei ich dort die struktur nicht durchschaue, bzw. nicht herauslesen kann, ob mit der aufnahme in die akademie gleichzeitig ein beitritt zu den hotvolleys verbunden ist)?
4. Ist damit die dominanz gegenüber vereinen, die hauptsächlich ehrenamtlich tätig sind, so gewachsen, dass für diese ein sportlicher vergleich auf augenhöhe unmöglich wurde?
5. Hat die einseitige förderung zuerst die breite fast komplett wegbrechen lassen und ist jetzt, mit den selbstauflösungstendenzen der hotvolleys, der komplette männliche nachwuchsvolleyball, mangels strukturen, in wien gefährdet?
6. Die problematik der fehlende bereitschaft die jungen in die kampfmannschaft zu integrieren – ihnen sportliche perspektiven zu bieten – ist so evident, dass ich sie gar nicht erwähne.“

Zur erinnerung nochmals die traurigen fakten zu den wiener nachwuchsmeisterschaften wie sie unter http://www.volleyball-wien.at/bewerbe/nachwuchs/tabelle-ergebnisse/?no_cache=1 nachzulesen sind:
U19: 5 teams, davon je 2 der hotvolleys und von döbling
U17: 4 teams, davon 2 der hotvolleys
U15: 3 teams
U13: 4 teams wovon ein team bisher nie angetreten ist
U12: 3 teams, davon 2 der hotvolleys, wobei das 2. Team der hotvolleys zu bisher zwei spielen nicht angetreten ist
U11: 3 teams
Das ist – wie schon mehrfach hier festgestellt – für eine 1.8 millionen einwohnerInnen zählende stadt wie wien beschämend. Was ist der grund dafür, wie auch schon der leser in seiner e-mail fragt? Ich denke, dass er die antworten in seiner e-mail bereits zum großen teil selbst gegeben hat. Meiner ansicht nach treffen in kombination alle punkte die er von 1-6 angeführt hat zu. Da ist einerseits einmal der stolz des hhvm die akademie der hotvolleys, in die etliches an finanziellen mitteln fließt und geflossen ist, das dann den anderen vereinen logischerweise nicht mehr zur verfügung steht bzw. gestanden ist. Dazu ist  zu sagen, dass ich die idee einer - oder besser noch – mehrerer lokaler volleyballakademien für sehr sinnvoll halt. Allerdings ist es meiner ansicht nach kontraproduktiv eine akademie in einer randsportart wie dem volleyball auf vereinsbasis zu führen. Das führt durch die begrenzten finanziellen mittel, die dem gesamten sport zur verfügung stehen, einerseits zu einem unfairen wettbewerbsvorteil für den einen verein und zum anderen zu einer finanziellen und sportlichen austrocknung aller anderen vereine im umfeld. Interessante kommentare gibt es dazu beispielsweise auch im forum zu diesem artikel zu lesen: http://derstandard.at/1316390261899/hotVolleys-Peter-Kleinmann-startet-Hilferuf?seite=3 Ein beispiel ist im folgenden gezeigt:
Es geht auch anders, wie das beispiel deutschland zeigt. Dort werden die talentiertesten spieler aller vereine gemeinsam auf eine akademie geschickt. Das führt dazu, dass talente ihrem verein erhalten bleiben und eben nicht nur für einen bestimmten verein spielen (müssen). Das fördert die konkurrenz und stärkt auf lange sicht auch die kleineren vereine. In wien wurden über jahre spieler, die in ihrer alterskategorie überdurchschnittlich groß waren und unfallfrei drei schritte machen konnten, aktiv von ihren vereinen abgeworben oder durch das umfeld (z.b. schöne neue dressen; jaja, ich gebe zu, das mag jetzt banal erscheinen; aber für kinder und auch manche eltern sind solche dinge ziemlich attraktiv) der hotvolleys, in dem zu dieser zeit was das geld anging milch und honig flossen, angelockt. Dass das natürlich nicht nur die gegner personell geschwächt hat sondern sich zusätzlich auch auf die motivation der nachwuchstrainerInnen der kleineren vereine negativ ausgewirkt hat, ist offensichtlich. Zusammenfassend kann ich nur nochmals wiederholen, dass der leser, der mir die e-mail zur nachwuchsproblematik im burschenvolleyball geschickt hat, die sachlage – meiner ansicht nach – völlig korrekt analysiert hat. Finanzielle und personelle austrocknung bzw. schwächung der konkurrenten hat zu dieser situation geführt und jetzt, wo sogar hhvm seinen stolz hinunterschlucken und öffentlich um geld betteln muss schaut es für das wiener buschenvolleyball ziemlich finster aus.

Zu diesem thema passt auch dieser auf der homepage der hotvolleys publizierte artikel, in dem man sich, weil es sonst ja in der letzten zeit nicht viel zu feiern gab, über die kleinen erfolge freuen muss: Man qualifiziert sich für die staatsmeisterschaften über eine wiener meisterschaft, die von drei teams ausgespielt wurde:

Und passend zum thema nachwuchs in wien und vor allem anderswo soll nicht unerwähnt bleiben, dass am vergangenen wochenende die mit dem 1. aufspieler des nationalteams angetretenen bjhv gegen die deutlich „blutjüngeren“ grazer (durchschnittsalter der grundsechs bzw. –sieben: 17.4 jahre!) in der aufstiegsrunde zur 1. bundesliga mit 2:3 verloren haben. Es gibt also doch noch hoffnung für den österreichischen volleyball, doch das hoffnungsgebiet liegt nicht mehr in wien. Und das finde ich, wie auch schon des öfteren hier erwähnt, gar nicht schlecht!   

Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.

Da steht normalerweise mein schlusssatz. Das ungeschwärzte original findet der kundige leser und die kundige leserin weiter unten.

4 Kommentare:

  1. Natürlich kommt auch der Umstand dazu, dass die hotvolleys Jahre lang Trainer der anderen Vereine abgeworben haben, ohne selbst je auch nur einen Trainer zu "produzieren" (wie uhp es oft so "schön" nennt) - auch dadurch haben sich die kleineren Vereine schwer getan, NAchwuchsarbeit zu leisten - denn Leute, die um wenig Geld sich 2x-4x / Woche hinstellen, um Kids VB zu vermittel, gibt es nicht wie Sand am Meer. Und die wenigen, die dazu bereit waren, hat sich PK gekrallt, ob durch a bisserl mehr Geld als beim Stammverein, ob durch einen Job in einer Schule oder in der Funhalle...

    Allerdings, lieber Johnny, ist auch die Entwicklung im Wiener Damenbereich mehr als bedenklich, selbst wenn die Anzahl der Vereine & Mannschaften noch um einiges höher ist.

    Die SpG SVS Post Sokol V hotvolleys xvolley hat es sich nun zum Hobby gemacht, nicht nur zwischen den Saisonen, Spielerinnen abzuwerben - inzwischen wurde schon im 2. Jahr hintereinander unter der Saison eine wiener Kaderspielerin abgeworben.
    War's bei Srna Markovic (volley16) noch eine nachvollziehbare, wenn auch nicht gut zu heissende, Entscheidung (beste Österreichische Spielerin ihres Jahrgangs) so wird der Abgang von Sarah Frühwirt von SVCN nicht nur dem NÖ-Kader kaum helfen (wenn sie überhaupt in die Nähe der Grund6 kommt), sondern auch einem kleinen Wiener Verein ein Motivationsdefizit besorgen.
    Und das sind meist die Vorboten, das etwas ins ungleichgewicht rutscht, und gerade kleine Vereine viel an Motivation verlieren - wenn, ich darf Dich zitieren, spielerinnen, die in ihrer alterskategorie überdurchschnittlich groß sind und unfallfrei drei schritte machen können, aktiv von ihren vereinen abgeworben werden...

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  2. Zum e-mail das johnny hier anonym präsentiert muss ich folgendes sagen :"Also i woas ned, i hob ned des e-mail gschriebn....". Leider :)!!

    Zu den 6 fragen: 1) ja, 2) ja, 3) ja, 4) ja, 5) ja, 6) ja !

    Ein grund ist noch zu erwähnen, der mir nicht ganz unwichtig erscheint. Bis vor wenigen jahren waren die nationalteamtrainerposten auch beim nachwuchs fest in der hand der hotvolleys. Dadurch war es fast unmöglich, als hotvolley-nachwuchsspieler NICHT ins altergemässe jugendnationalteam einberufen zu werden. Für andere vereine wars wesentlich schwerer, für sokolspieler fast.., naja, lassen wir das! Na und welcher bub sagt nicht gerne dass er im nt spielt? Interessantes detail am rande. Als ich einmal einen sehr ranghohen funktionär von svs sokol auf diesen umstand angesprochen habe, bekam ich folgendes zur antwort: "Das ist halt so, wie wir im nachwuchs führend waren, habens wir genauso gemacht" :(

    Apropos svs und kommentar von blowfly. Es steht me. ausser zweifel, dass es da im damenvolleyball parallelen zu den hotvolleys gibt. Aber ich gebs ganz offen zu, als fan der herrenmannschaft von svs sokol will ich mir da nicht den "mund verbrennen" und möglicherweise meine mannschaft schädigen. Ausserdem sollten die diskussion die "betroffenen" selber führen. Und die funktionäre von svs sollten so einer diskussion offen gegenübertreten und bedenken, dass es ein "sägen am ast auf dem man sitzt" ist wenn man aktivitäten setzt, die, wahrscheinlich ungewollt, andere vereine schwächen oder gar runieren. Siehe beispiel hotvolleys.

    Als erklärter svs sokol fan freu ich mich schon auf die spiele gegen die hotties in der bl1 aufstiegsrunde. Ich hoffe auf zwei siege, damit sokol das ziel aufzusteigen erreicht, bin mir aber im klaren, dass das verdammt schwer wird. Als volleyballfan hoffe ich auf möglichst viele zuschauer, bin mir aber sicher, dass schon deutlich mehr als üblich kommen werden. Als volleyball- und als sokol-fan wünsch ich mir am meisten, dass BEIDE mannschaften in der nächsten saison in der bl1 spielen. Es gibt nichts besseres als konkurrenz und spannende derbies.

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  3. Als E-Mailschreiber, der seine Interpretation alleine aus Zahlen, der veröffentlichten Meinungen und Parallelen zu anderen Sportarten abgeleitet hat, stellen sich mir nun die Fragen der Perspektive und wem daran gelegen sein muss, eine möglichst breite, ausgeglichene und sportlich attraktive Nachwuchssportausbildung und -meisterschaft zu ermöglichen?
    Und wem obliegt es, dieses Ziel genauer zu definieren und wer kontrolliert die Umsetzung?
    Wenn dies alleine eine Verbandsaufgabe bleibt, wird sich wohl die Geschichte, aus all den bekannten Gründen, wiederholen.
    Das würde bedeuten, die gegebenen Vereins- und Verbandsstrukturen können diese Aufgabe nicht (mehr) erfüllen. Ist es dann nicht im Sinne der öffentlichen Hand, dies zu tun?
    Denn schon jetzt hat sie mit dem Bereitstellen der Infrastruktur und weiteren (bescheidenen) Unterstützungen, einen maßgeblichen Einfluss auf das Sportgeschehen.
    Und welche Rolle könnten die Dachverbände, die ja laut Eigendefinition für den Breitensport zuständig sind, übernehmen?
    ps. gibt es im Volleyball eigentlich Vereine, die Volleyball-Trainings anbieten und die nicht dem Volleyballverband angehören?

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  4. @ 3pagen, zum PS: ja, allerdings nur im Mixed/Hobby Bereich, eher für Erwachsene. Für Nachwuchs kenne ich keinen Verein, der das macht. Und natürlich gibt es x Schülerliga Mannschaften, und nicht in jeder Schule sitzt bereits ein Verein drauf. DA wäre sicher Potnzial, es gab auch schon Versuche, Schülerligateam in Turniere einzubinden - allerdings waren diese Versuche mMn zu "zaghaft" (1 Mailing an die Schülerliga, kein Reminder, keine getrennten Einladungen zu allen Turnieren) was natürlich auch mit dem allgemeinen Zeitproblem der Verantwortlichen zu tun hat - den das wäre, zumindest für einen Anfang, fast ein Fulltimejob.

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