Dienstag, 4. Dezember 2012

Von den unpässlichkeiten kleiner singvögel, vom langsamen tod des wiener volleyballs und von überraschender lernfähigkeit


Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

also irgendwie bekomme ich immer mehr das gefühl, dass ich meinen blog statt meinblock in meinbock oder meinreck oder etwas ähnliches unbenennen sollte, weil ich mich in den letzten wochen über die maßen mit der täglichen turnstunde beschäftigt habe. Und auch diese woche geht es wieder mit diesem leidigen thema los. Uhpir benutzt einmal mehr die övv-homepage für sein lieblingsthema. Volleyball dürfte, vermutlich wegen der chronischen erfolglosigkeit seiner youngboys hv, die übrigens am vergangenen wochende nicht verloren haben, weil sie spielfrei waren, nicht mehr im zentrum seines interesses liegen. Unter dem titel „Was ist jetzt mit Täglicher Turnstunde?“ listet uhpir penibel diverse unterstützer der kampagne auf (http://www.volleynet.at/News/0000080845). Bevor ich zu diesen unterstützern komme muss ich schon noch anmerken, dass uhpir mit dieser überschrift seine affinität zur jugendkultur demonstriert, weil er sich sprachlich einem gewissen slang nach der art  „gemma billa“ annähert. Außerdem hat die tägliche turnstunde offenbar schon den status eines eigennamen, sozusagen einer trademark erlangt, weil täglich mit großem T geschrieben wird. Das ist bei der eindrucksvollen liste der unterstützer ja gar nicht überraschend. Also wenn man sich anschaut wer da hinter dieser aktion steht, dann kann einem schon die ehrfurcht überkommen. Abgeordnete sind dabei und landeshauptleute – darunter einer, der es nach eigenem bekunden nicht so hat mit dem lesen und ein anderer, dem von justizseite zugebilligt wird, dass er die tragweite seines handelns nicht immer abschätzen kann -, ein nobelgastronom ist auch dabei und eine schauspielerin und sogar die junbauern machen mit. Fürwahr, ich sage euch, ich bin massiv beeindruckt. Da fehlt ja nur mehr mausi lugner, dj ötzi und der kasperl und der petzi. Und dann sind auch noch asvö, askö und sportunion als befürworter der aktion aufgelistet. Da ich ja zugegebenermaßen eine gewisse boshaftigkeit in mir habe, bin ich da ein wenig neugierig gewoden und habe mir das ein bisschen genauer angeschaut mit der unterstützung der drei sportverbände. Und mit ein wenig internetrecherche findet man folgende zahlen: die askö hat nach eigenen angaben 4200 vereine und 1.2 millionen mitglieder, der asvö 5300 vereine mit mehr als 1 million mitglieder und die sportunion hat 865.000 mitglieder in 3800 vereinen. Diese zahlen sind auf den diversen homepages nachzulesen (http://www.askoe.at/de/menu_main/verband, http://www.asvoe.at/de/menu_main/asvoe, http://sportunion.at/de/menu_main/wir-ueber-uns/organisation). Was sagt uns das? Offensichtlich wirkt sport doch fördernd auf die gehirnleistung. Die überwiegende mehrheit der in diesen drei verbänden organisierten mehr als 3 millionen sportlerinnen und sportler sind nämlich gegen populistische selbstvermarktungsaktionen diverser funktionäre immun. 100.000 unterschriften gegen 3 millionen mitglieder, das ist nicht mehr als der in wien gern zitierte flatus einer kleine lerche. Das ist wirklich schwach (beinahe hätte ich schawach geschrieben) und man muss da schon mit dem selbstvertrauen von uhpir ausgestattet sein, um das als erfolg zu verkaufen. Ach ja, lustig ist noch, dass uhpir die einführung der täglichen turnstunde ganz am ende des artikels gleich einmal für die nächsten 10.000 jahre fordert, vermutlich wegen des enormen sparpotentials.


Ok, ok, ich mach gleich schluss mit dieser unendlichen turnstundengeschichte. Aber zuerst möchte ich der geschätzten leserin und dem geschätzten leser anhand einer e-mail, die mir ein treuer leser zukommen ließ, noch vorführen, was einem passieren kann, wenn man sich öffentlich gegen diese kampagne und deren hauptproponenten auspricht:

Sent: Wednesday, November 28, 2012 7:36 PM
Subject: AW: Mag. Frühwirth BSPA Graz und "Die tägliche Tunstunde"

Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Ich möchte mit diesem Schreiben meiner Verwunderung und dem später folgenden Unmut über die Äußerungen des Direktors der BSPA Graz Mag. Frühwirth in Bezug auf die Initiative "Die tägliche Turnstunde", die SportlehrerInnen und die Dach- und Fachverbände in Österreich, kundtun.

Ich spreche hier nicht von einem persönlichen Gespräch, sondern von einer offiziellen Instruktorprüfung Volleyball am Sonntag, 18. November 2012 in Graz.

Vor und während meiner Prüfung kam es zu  folgenden Aussagen:
Die tägliche Turnstunde ist ein völliger Schwachsinn, das Geld sollte lieber in 1000 Nachwuchssportler gesteckt werden. Wer soll den Blödsinn (tägliche Turnstunde) machen, denn die Sportlehrer/Innen sind sowieso unfähig die Kinder zu betreuen. Der Kleinmann ist sowieso a Trottel, die Dach- und Fachverbände verbraten das gesamte Geld, die Sportler kriegen nichts davon. Volleyballtrainer sind keine Trainer, denn sie kennen keine Trainingspläne usw..

In der Prüfungssituation kann man schwer was dagegen sagen, man will doch sein Zeugnis bekommen. In Nachhinein habe ich mich über meine fehlende Courage geärgert und beschlossen Ihnen, das Gesagte auf diesem Wege mitzuteilen.

Wenn ich die letzten Monate und Jahre Revue passieren lasse und alle Initiativen des BMUK, der BSO, der Dachverbände und Fachverbände (speziell Volleyball und Ski+ viele andere), des VDLÖ usw. zusammenfasse, muss ich mich nur wundern, wie eine Person in dieser Funktion und somit mit einer wichtigen Vorbildfunktion, solche Äußerungen bei einem offiziellen Anlass tätigen kann.

Wenn nicht alle beteiligten Stellen, denen Sport am Herzen liegt, zusammenarbeiten, werden wir in Österreich schwer einen Weg finden, die „Gesundheit“ und „Sportlichkeit“  und die damit verbundende Leistungsfähigkeit (Leistungs- und Hochleistungssport) unserer Kinder zu verbessern! 

Seit Jahren bin ich um die Sportausbildung der Kinder und Jugendlichen bemüht und verstehe nicht, dass man das Engagement des österreichischen Sports derart torpedieren kann.

Mag. -                                  

So ist das also. Man wird an höchster stelle verpetzt und angeschwärzt – der absender schickte die e-mail unter anderem an das bundesministerium für unterricht, kunst und kultur, an hohe funktionäre des övv und – wie passend – auch an die hotvolleys. Schön ist das nicht aber irgendwie bezeichnend. Den gesamten, mehr als 80 adressaten umfassenden, verteiler habe ich aus gründen des datenschutzes entfernt.

Irgendwie ist da möglicherweise letzte woche etwas, was mich noch mehr als die unsägliche kampagne an sich stört, ein wenig untergegangen. Deshalb möchte ich hier noch ein wenig nachlegen. Ich finde es absolut empörend und inakzeptabel kinder zum unterschriftensammeln für eine aktion, deren angebliches ziel es unter anderem ist, das übergewicht bei kindern zu bekämpfen, in macdonalds-filialen zu schicken. Was denken sich die verantwortlichen, allen voran uhpir dabei eigentlich? In vielen ländern, wie beispielsweise kanada, neuseeland und australien wird ernsthaft über ein verbot der werbung für junk-food nachgedacht (http://news.illinois.edu/news/12/0119junkfoodbans_KathyBaylis.html, http://www.nzherald.co.nz/nz/news/article.cfm?c_id=1&objectid=10824891, http://www.abc.net.au/news/2012-06-14/survery-backs-fast-food-ad-ban/4070846). In finnland, schweden und norwegen gibt es ein solches verbot bereits. Das nih, das ist das national institute of health, die höchste gesundheitsbehörde der usa (dort sitzen wirkliche expertinnen und experten) präsentierte eine studie, die besagt, dass ein solches werbeverbot die prävalenz von übergewicht bei kindern um 18% reduzieren könnte (http://www.reuters.com/article/2008/11/19/us-obesity-advertising-idUSTRE4AI8YT20081119, http://www.bvpraevention.de/cms/index.asp?inst=bvpg&snr=7160, http://www.marketingcharts.com/television/ban-on-fast-food-ads-would-cut-childhood-obesity-18-7106/). Und sogar der disneykonzern, der sicher nicht als fan staatlicher überregulation verdächtigt werden kann, exekutiert dieses werbeverbot bereits auf seinen fernsehkanälen (http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/zu-viele-dicke-kinder-disney-verbannt-junkfood-werbung-a-837404.html). Nur uhpir/hhvmir schickt unverdrossen kinder zum unterschriftensammeln zu macdonalds, für eine aktion, die –wie oben bereits erwähnt - angeblich der „verfettung“ der jugendlichen entgegenwirken soll. Geht’s noch, uhpir/hhvmir?

Nun zu anderen, nicht unbedingt erfreulicheren, aber den volleyballsport betreffenden dinge. Unter http://www.volleyball-wien.at/bewerbe/nachwuchs/tabelle-ergebnisse/?no_cache=1 kann man dem nachwuchsvolleyball in wien sozusagen beim sterben zuschauen. Die meisterschaften der burschen der kategorien u15, u17 und u19 werden von jeweils drei mannschaften bestritten. Letztes jahr waren es zumindest in der kategorie u19 noch fünf und bei u17 noch vier (http://www.volleyball-wien.at/bewerbe/nachwuchs/archiv/?no_cache=1). In der zwischenzeit gehen offenbar auch hhvmir die spieler aus, sodass er nicht mehr zwei mannschaften pro bewerb stellen kann, wie das zum aufpeppen der meisterschaft noch voriges jahr gemacht wurde. Monokultur ist halt nicht nur in der landwirtschaft kein gutes konzept. Besser machen das offenbar die steirer. Dort finden sich nämlich bei den burschen in der kategorien u19, u17 und u15 jeweils neun mannschaften (http://www.stvv.at/?page_id=612). Und das system zeigt auch wirkung. Nicht nur, dass in der 1. bundesliga mit graz, hartberg und gleisdorf/weiz drei steirische mannschaften vertreten sind, stellen diese teams, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie fast ausschließlich österreichische spieler einsetzen, drei der vier semifinalisten im österreichischen cup. Der vierte semifinalist, über den ich mich aus privaten gründen ganz besonders freue, ist der gegenwärtige tabellenführer der 2. bundesliga ost, die sg volleyteam südtstadt/perchtoldsdorf, die den erstligisten aus arbesbach auswärts in einer dramatischen fünfsatzpartie eliminierte.

Und jetzt gibt es gleich noch etwas positives zu berichten, obwohl bei genauerem hinschauen... Aber schön der reihe nach. Der övv hat eine strategie-konferenz einberufen über deren inhalte man unter http://www.volleynet.at/News/0000080761 lesen kann. Dort liest man unter anderem, dass man kinder vermehrt zum volleyball bringen möchte, zuschauer und sponsoren gewinnen will. Nona, ist man versucht zu sagen, dazu braucht man eine strategiekonferenz? Na und dann kommt es, irgendwo ganz unschuldig versteckt. Da steht dann doch tatsächlich folgender satz: „Andererseits sollen bilder und modelle, wie größerer vereine ihren platz in einer sich schnell wandelnden gesellschaft finden, entworfen werden.“ Verstanden? Klingelt’s beim begriff „größere vereine?“ Wollen wir raten, wer damit gemeint ist? Vielleicht gar der ganz große verein, sozusagen der größte verein überhaupt, die young boys hv? Ach, der schelm, der böses denkt ist zu später stunde wieder einmal in mir erwacht. Und dann steht da noch ganz unschuldig und uneigennützig: „Projektvereine, an hand derer man dinge sofort ausprobieren kann, sind durch die beteiligten ausreichend vorhanden.“ Na das hört sich ja fast schon nach gefährlicher drohung an. Wo projektvereine sind, gibt es auch sicher entsprechende projektgelder, flüstert mir der schelm ins ohr. Uncle frank würde jetzt sagen: Sei doouch net soou nekativ!

Und ganz zum schluss wieder ein fundstück der woche, ein plakat, das im multiversum beim cev-spiel der svs/post legionärstruppe zu sehen war. Das foto habe ich ebenfalls von einem treuen leser zugeschickt bekommen. Eines muss man hier schon lobend festhalten. Die organisatoren sind zwar nicht fähig zuschauer in die halle zu bringen aber sie sind wenigstens lernfähig und haben aus dem enormen zuschauerandrang bei vergangenen spielen der svs/post damen die richtigen schlüsse gezogen und vorsichthalber diesmal gleich gar kein buffet angeboten.


    
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.




3 Kommentare:

  1. Sehr geehrter herr mag. frühwirth!

    Trottel.....sagt man nicht!! Obwohl, wir wissens eh, in der steiermark oder im benachbarten burgenland, wo ich herkomm, ist das wort trottel fast schon ein kosename. Und dem "peda" wird's wohl kaum stören, schliesslich hat er selbst ja auch eine eher deftige ausdrucksweise. Trotzdem, es wär interessant zu lesen, wie unser blogger, der meister der feinen klinge, dieses unsägliche wort umschreiben würde, so dass es nicht ehrenrührig ist aber trotzdem mehr als deutlich.

    Ansonsten bin ich ganz bei ihnen, herr mag. frühwirth. Sollten sie daran denken eine unterschriftenliste gegen eine tägliche turnstunde auflegen, also ich würde sofort unterschreiben.

    Sehr geehrte/r frau oder herr mag. unbekannt!

    Sie haben sich in einem brief über herrn mag. frühwirth beschwert und diesen an sage und schreibe 80 sehr einflussreiche adressaten verschickt. Dazu erlaube ich mir folgende fragen.

    1) Geht's noch??
    2) Sind sie wirklich überzeugt davon, dass die meinung der "sportobrigkeit" die richtige ist? Was glauben sie, wieviele kritischen stimmen, ganz ähnlich den aussagen von herrn mag. frühwirth, ich in den letzten 20 jahren bei diversen volleyballveranstaltungen gehört habe. Das waren praktisch nur leute, die enorm viel zeit, arbeit, teilweise eigenes geld und idealismus in den volleyballsport gesteckt und sich grosse sorgen um die zukunft dieses tollen sports gemacht haben. Von einem torpedieren des "engagements für den österreichischen sport" zu reden ist eigentlich unglaublich!
    3) Wieso stört es sie derartig, dass andere leute meinungen haben, die von den ihren abweichen? Sind sie denn nicht froh darüber, dass wir so privelegiert sind in einer zeit zu leben, in der das möglich ist? In der geschichtestunde und nicht in der turnstunde haben wir gelernt, dass das durchaus nicht immer so war.
    4) Was bezwecken sie mit ihrem schreiben? Wollen sie herrn mag. frühwirth damit einen massiven schaden zufügen?

    Und zum schluss empfehle ich ihnen noch einen interessanten blog eines journalisten über sport in österreich. Scrollen sie bis zum beitrag "sport" vom 9 august 2012.

    http://klauspuchleitner.blogspot.co.at/search?updated-max=2012-08-16T15:38:00%2B02:00&max-results=5&reverse-paginate=true

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  2. Übrigens ist mir jetzt eingefallen, dass "trottel" auch in wien ein kosename ist. Hat nicht schon edmund sackbauer gesagt: ...und des is der karli, der trottel,...mei bua! ?

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  3. Weder der Blogger noch armin.fuith dürften jemals eine Ausbildung an der BAFL/BSPA Graz bei dem netten Herrn Mag. Frühwirth erlebt haben. Der Mann ist sowohl fachlich als auch menschlich eine Fehlbesetzung am dortigen Chefposten. Was der während eines Lehrwartkurses von sich gab, war von der Gürtellinie ähnlich weit entfernt, wie die Hotvolleys von der Tabellenspitze.
    Einen massiven Schaden kann Frau/Herr Mag. Unbekannt dem Herrn Mag. Frühwirth nicht mehr zufügen. Dessen Ruf ist bereits jetzt schon massiv geschädigt, fragt sich nur welche schützende Hand ihn noch hält.
    Aber bekanntlich ist ja der Feind meines Feindes ein guter Freund. Eine gar nette Allianz, die sie hier eingehen. Ob das eine Stunde turnen pro Tag wert ist ;)

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