Dienstag, 11. Dezember 2012

Vom schrumpfen des gehirns, von fahnen im wind und von halben wahrheiten


Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

diesmal geht es ganz untypisch los, nämlich mit einem ganz großen dankeschön an meine werten leserinnen und meine werten leser. Als ich vor fast zwei jahren begonnen habe diese wöchentlichen einträge zu verfassen, habe ich mir nicht träumen lassen, dass dieser blog von so vielen leuten gelesen werden wird. Na, um ganz ehrlich zu sein, gehofft habe ich natürlich schon, dass diesem versuch eine gegenöffentlichkeit im österreichischen volleyball zu schaffen, erfolg beschieden sein wird. Aber, dass dieser blog in der letzten woche seinen fünfzigtausendsten zugriff verzeichnet hat, erfüllt mich schon mit einem gewissen stolz.

Monatlich wird dieser blog konstant an die 2500 mal aufgerufen. Es würde mich ja interessieren wie oft die övv homepage in einem vergleichbaren zeitraum angeklickt wird. Na gut, jetzt höre ich auch schon auf mit der selbstüberschätzung. Aber eines möchte ich in dem zusammenhang auch noch erwähnen: die geschätzten leserinnen und die geschätzten leser klicken nicht nur als konsumenten eifrig diesen link an. Sie versorgen mich auch mit material, mit fotos, mit e-mails mit statistiken, mit zeitungsartikeln etc. (einige beispiele habe ich die freude hier heute noch präsentieren zu dürfen). Ich schließe daraus, dass es da draußen in der österreichischen volleyballfamilie gar nicht so wenige gibt, die mit der art und weise wie der övv von oberster stelle geführt wird, von einem präsidenten, der offenbar mehr an der eigenen sportpolitischen karriere interessiert ist als an der weiterentwicklung seines sports, so unzufrieden sind wie ich.

Aber genug mit der nabelschau und auf zu den wichtigen ereignissen der letzten woche. Uhpir hat zwar nicht viele unterschriften gesammelt für die tägliche turnstunde – im letzten monat waren es etwa 30.000 (nochmals zur erinnerung: askö, asvö und sportunion haben über 3 millionen mitglieder) – aber dafür neue verbündete gefunden. Wenig überraschend sind auch die sportartikelerzeuger für die einführung der täglichen turnstunde (http://oevv.volleynet.at/News/0000080875). Und da geht es – wie uns uhpir erklärt - schon wieder um milliarden, konkret um 16.4 milliarden an bruttowertschöpfung im österreichischen sport. Die lässt sich sicher ganz massiv mit ein paar für die tägliche turnstunde zusätzlich notwendigen turnleiberln und –hosen steigern. Und solcherart aufmunitioniert fühlt sich uhpir stark genug sich mit unterrichtsministerin schmied anzulegen, die nach wie vor nicht genügend sport betrieben hat, um die argumente von uhpir zu verstehen und entsprechend würdigen zu können.

Doch halt, so ganz unbestritten ist das offenbar nicht, mit der gehirnleistung und der sportlichen betätigung. Ein leser hat mir den link zu einer studie  geschickt, die zeigt, dass sport unter bestimmten bedingungen die gehirnmasse verringern kann (http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/studie-extrem-laeufern-droht-hirnschwund-1.1545491). Also obacht liebe sportler und sportlerinnen, vielleicht hat der gute markus rogan doch irgendwo recht gehabt mit seinen umstrittenen ausführungen zum thema intelligenz und sport.
Aber zurück zu uhpir. Ohne zweifel ist uhpir ein gewiefter taktiker. Wenn man sich schon, wie oben geschildert, mit der unterrichtsministerin anlegt, die dummerweise der partei angehört, der uhpir nicht gerade fernsteht, dann sollte man sich aber auch verbündete in dieser partei suchen. Und da uhpir ja sozusagen experte für eh alles ist, ist es ja nicht überraschend, dass er sich auch mit dem heer auskennt. Und wieder hat mich ein leser mit dem entsprechenden material versorgt, mit einem in der krone erschienen artikel mit dem schönen titel „volleyball-präsident peter kleinmann fordert: die wehrpflicht muss im sinne des volleyballsports fallen.“

Im fordern ist er ja ziemlich groß, uhpir. Was hat er nicht alles gefordert in letzter zeit, die unsägliche tägliche turnstunde, höhere hallen und jetzt eine berufsarmee. Dieser artikel könnte ja fast als bezahlte anzeige des verteidigungsministeriums  durchgehen, wäre er nicht von einem gewissen herrn robert sommer geschrieben. Uhpir zeigt uns als experte für landesverteidigung in diesem artikel wie weit man sich verbiegen kann, wenn nur der zweck die mittel heiligt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass er als hhvmir froh war, spieler seines vereins im heeresportzentrum unterzubringen (http://www.volleynet.at/News/All/2008/05/_A00005505). Jetzt sind es spieler von hartberg, die dort professionelle bedingungen vorfinden (http://volleyball.tsv-hb.net/teams/1bl-herren/news/642-u19-nationalteamspieler-wechselt-zum-tsv). Wie kommentiert man übrigens dort die hinwendung von uhpir zum berufsheer? Und dann gibt uhpir noch ein paar putzige anekdoten zum thema sinnlosigkeit des bundesheeres zum besten. Na wenn uhpir das so empfunden hat, dann vermisse ich in der vergangenheit sein engagement für den zivildienst. Aber es kommt noch besser. Uhpir oder eigentlich hhvmir jammert darüber, dass ein milizheer dem sport schadet und hat auch gleich ein beispiel aus dem eigenen verein zur hand. Er führt an, dass die young boys hv gleich einmal zweimal verloren hatten, weil zwei spieler, nämlich aleks blagojevic und stefan lechner den grundwehrdienst absolvieren mussten. Das kann man so einfach nicht stehen lassen, das ist ja nur die halbe wahrheit oder genauer gesat 2/13 der wahrheit. Hätten herr sommer ein wenig recherchiert, hätte er herausgefunden, dass die young boys hv nicht zweimal, sondern in 14 bewerbspielen 13 mal verloren haben und dass in den meisten dieser spiele die beiden genannten spieler im kader waren. Zweitens, ohne den beiden burschen nahetreten zu wollen, handelt es sich bei den beiden zwar um gute volleyballer aber nicht um ivan miljkovic oder dimitriy muserskiy. Drittens stellt sich die frage warum man die beiden spieler nicht im hsz untergebracht hat. Hat das vielleicht mit „zweitens“ zu tun? Und viertens hätte man mit den burschen vielleicht die alternative zivildienst diskutieren können. Aber das wahre motiv für den einsatz von uhpir für ein berufsheer kommt ganz zum schluss. Da steht doch tatsächlich: „Daher ist der verbandschef und vizepräsident der bundessportorganisation der gleichen meinung wie verteidigungs- und sportminister darabos: die wehrpflicht muss im sinne des sports fallen!“ Na jetzt ist alles klar, eine hand wäscht die andere, und das mit den krähen verkneife ich mir. Nur ein schelm kann da jetzt noch böses denken. Ah ja, beinahe hätte ich es vergessen, ein bekenntnis zur täglichen turnstunde kommt natürlich auch noch vor in dem artikel.  Das hat ja fast schon etwas automatenhaftes an sich, sobald uhpir vor einem mikrophon und/oder einer kamera steht, kann man darauf wetten, das spätestens im zweiten satz die worte „täglich“ und „turnstunde“ vorkommen.

Und weil ich vorher schon die niederlagenserie der young boys hv erwähnt habe, gibt es hier noch ein wenig mehr spott: in gewohnter weise durfte erfolgstrainer nikolic – mit dem ist hhvmir ungewohnt geduldig, aber wahrscheinlich mangelt es auch an interessenten, die eine solche mannschaft übernehmen wollen –  niederlage nummer zwölf in der meisterschaft kommentieren (http://oevv.volleynet.at/News/0000080907). "Meine jungs haben zu viel respekt gezeigt und die annahmespieler außerdem auch einen schlechten tag erwischt. In den anderen elementen waren wir eigentlich ganz gut" sagt der erfolgstrainer. Laut datavolley lag die angriffspercentage bei  38% (http://oevv.volleynet.at/DVStatistik/9929/44979). Ganz gut? Aha. Solche analysen erklären vielleicht auch ein wenig den erfolgsrun der young boys hv. Aber vielleicht war’s gar nicht der trainer, der hier analysiert hat, sondern ein ghostwriter. Ein solcher hat vielleicht auch dem früheren spieler der young boys hv, florian ringseis ein drolliges statement in den mund gelegt. Ringseis sitzt beim deutschen erstligaverein tv ingersoll bühl die meiste zeit auf der bank. Das hindert ihn aber nicht daran laut övv-homepage (http://oevv.volleynet.at/News/0000080890) devisen wie diese auszugeben: „Wir haben am wochenende zwei wichtige spiele gegen die netzhoppers und vco berlin. Wenn wir unsere position festigen wollen, sind zwei siege pflicht!“ Lieb ist das, ganz lieb geradezu. Aber die mannschaft hat sich die devise des herrn ringseis zu herzen genommen und hat tatsächlich beide spiel gewonnen. Übrigens ohne große beteiligung von florian ringseis, einmal abgesehen von den devisen oder waren es eher valuten?

Und am schluss noch das fast schon traditionelle fundstück der woche, das mir ebenfalls von einem leser zugeschickt wurde: In einem leserbrief an news stellt sportstadtrat oxonitsch das den young boys hv als trainingszentrum zur verfügung stehende budo center als teil der sportlichen erfolgsgeschichte in wien dar. Über die sinnhaftigkeit dieser investition darf man, wenn man sich den zustand der young boys hv im speziellen und den zustand des wiener volleyball im allgemeinen ansieht wohl geteilter meinung sein. Naja, im stadthallenbad tröpfelt es ein wenig, da kann man schon ein wenig die perspektive verlieren.

Und noch ein kurzes ps zum kommentar des users gzrmrz. Der user hat recht, ich kenne herrn magister frühwirt nicht, er ist auch nicht mein freund, wie gzrmrz insinuiert. Ich weiß auch nichts über seine menschlichen qualitäten aber es stört mich massiv, wenn jemand, der eine dem von uhpir ausgegebenen mainstream widersprechende meinung hat, an hoher und höchster stelle im övv und im zuständigen ministerium vernadert wird. Das entspricht nicht meinem verständnis von diskussionskultur und meinungsbildung.
    
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.




2 Kommentare:

  1. Lustig, der Link aufs Archiv.
    "so werden in der kommenden Spielzeit aller Voraussicht nach acht Österreicher einen Profivertrag erhalten. Dies auch im Hinblick auf die EM 2011, ... "
    Ein Jahr später, also noch näher ander EM dran, waren dann wieder 7 Legionäre im hv-Kader :)

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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