Dienstag, 14. August 2012

Vom täglich grüßenden murmeltier, von rechtzeitig gescheiterten weltklassetrainern und von geiseln und geißeln


Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

aus gegebenen anlass beginnt dieser eintrag eher untypischerweise nicht mit volleyballspezifischem. Das enttäuschende abschneiden der österreichischen athleten und athletinnen, die ohne medaillen von den spielen in london zurückkehrten, ist in aller munde (http://www.olympia.at/main.asp?VID=1&kat1=87&kat2=538&kat3=&NID=766&DDate=12.08.2012). Und bei all den analysen, die man da in den letzten tagen hören durfte und hören musste, ich erinnere nur an den schon letzte woche hier kommentierten auftritt von uhp in der zib24, kann ich mich nicht zurückhalten und muss hier auch meinen senf dazugeben. Zuerst einmal habe ich auf der homepage des öoc nachgelesen, wie es denn um die medaillenausbeute bei den sommerspielen so stand in den letzten jahrzehnten (http://www.olympia.at/museum/main.asp?VID=1&kat1=11&kat2=269&kat3). Seit helsinki 1952, also seit 60 jahren, haben österreichische athleten und athletinnen bei den jeweilgen olympischen spielen nie mehr als 7 medaillen gewonnen. Das war allerdings nur ein einziges mal der fall, nämlich bei den - aus österreichischer sicht – jahrhundertspielen in athen. Sonst lag die ausbeute zwischen einer und vier medaillen. Ohne das ergebnis von london schönreden zu wollen heißt das aber auch, dass ein nuller, so wie er dieses mal passiert ist, durchaus im bereich der statistischen schwankungsbreite liegt. Interessant wird es dann, wenn man die sportarten betrachtet, in denen die medaillen gewonnen wurden. Die konstantesten medaillensammler waren die sportschützen, gefolgt von den seglern, kanuten und ruderern. Erfolgreich waren auch die judokas und in letzter zeit die schwimmer und dann gab’s noch die eine oder andere medaille im pferdesport und in der leichtathletik. Das spricht schon dafür, dass wir uns bei der sportförderung vielleicht doch zum konzept der kernsportarten durchringen sollten, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, sportarten zu fördern, in denen eine entsprechende erfolgstradition vorhanden ist, auf die aufgebaut werden kann. Auch wenn österreich zu den reichsten ländern der welt zählt, können wir es uns nicht leisten, alle sportarten so zu fördern, dass wir dort athleten und athletinnen ausbilden, die es in die weltspitze schaffen. Wie das konzept der kernsportarten erfolgreich funktionieren kann führen die australier seit einiger zeit vor. Allerdings muss man fairerweise zugeben, dass die aussies für ihre verhältnisse diesmal in london nicht überragend abgeschnitten haben. Australien ist bevölkerungsmäßig ungefähr zweimal so groß wie österreich und von den wirtschaftsdaten durchaus mit österreich vergleichbar. Die aussies konzentrieren sich auf die förderung bestimmter kernsportarten wie beispielsweise schwimmen, radfahren, segeln, leichtathletik und einige mannschaftssportarten wie hockey, wasserball und basketball und sind dort international kompetitiv und sammeln so in diesen sportarten erfolgreich medaillen. Das jetzt einsetzende jammern über die in österreich fehlende infrastruktur als ursache für das schwache abschneiden österreichischer sportler und sportlerinnen in london, in das auch uhp bei seinem fernsehauftritt einstimmte, ist für mich nur begrenzt nachvollziehbar. Lebendige gegenbeispiele sind kleine, wirtschaftsschwache, um nicht zu sagen arme länder, die medaillen gewinnen konnten obwohl sie von ihrer sportinfrastruktur mit österreich sicher in keinster weise vergleichbar sind. Auf der anderen seite garantiert die tollste infrastruktur alleine noch keinen erfolg. Nein, nein, keine angst, ich werde nicht hhvm mit seinen in der letzten zeit trotz toller infrastruktur eher mäßig erfolgreichen hotvolleys als beispiel anführen. Der hat hier ja schon letzte woche sein fett abbekommen. Nein, ich möchte generell auf den österreichischen fußball verweisen, der trotz guter infrastruktureller bedingungen unter chronischer erfolglosigkeit leidet. Im speziellen sei noch auf red bull salzburg verwiesen, ein verein der sicher die besten infrastrukturellen voraussetzungen hat und seit jahren vergeblich versucht sich für die championsleague zu qualifizieren und als absoluter höhepunkt heuer vom luxemburgischen meister aus der championsleague-quali „gedüdelt“ wurde.       

Aber nach diesem exkurs komme ich doch noch kurz zum volleyball. Und da konnte man beim lesen der einträge auf der övv-homepage schon an den film „und täglich grüßt das murmeltier“ erinnert werden. In fast jedem bericht über das olympische volleyballturnier der damen wurde darauf hingewiesen, das der coach der us amerikanerinnen hugh mccutcheon früher auch bei den hotvolleys als coach tätig war (http://www.volleynet.at/News/0000079499, http://www.volleynet.at/News/0000079517, http://www.volleynet.at/News/0000079527). Danke hhvm, jetzt hat es jeder kapiert und hoffentlich auch der herr sportminister gelesen, damit er nicht seine gießkanne sondern seinen schlauch (oops das ist aber jetzt ein bisschen missverständlich, aber meine mündigen leserinnen und leser wissen schon was ich meine) mit den fördermitteln auf das budocenter, den hort ja geradezu die gralsburg des österreichischen volleyballs, richtet. Aber man muss hhvm ja durchaus zugestehen, dass er in ungewohnt uneigennütziger weise auch an seinen spielgemeinschaftspartner denkt und in diesen artikeln in analogie zu den mehrfach erwähnten ex-hotvolleys spielern bei den us herren (im artikel über die niederlage im viertelfinale gegen italien war es interessanterweise mit diesen hinweisen vorbei, http://www.volleynet.at/News/0000079499) auch ehemalige svs spielerinnen im us damenteam erwähnt. Die so erwähnte libera tamari miyashiro, die übrigens nicht als libera im team aufschien, habe ich ein einziges mal in aktion gesehen, als sie für ein (fehl)service ins feld kam und courtney thompson dürfte nach ihrem in der statistik aufscheinenden einzigen scorerpunkt zu urteilen auch nicht gerade zur stammsechs bzw. –sieben gehört haben. Danke hhvm/uhp, wir haben es jetzt alle geradezu verinnerlicht, dass hugh mccutcheon quasi als lehrbub bei den grandiosen hotvolleys weilen und erfahrung sammeln durfte und dass damit ja wohl auch ein teil der goldmedaille aus peking im budo center hängen sollte. Im ernst: plump und peinlich sind diese durchsichtigen eigenwerbungsaktionen, hhvm/uhp, und wie. Interessant ist auch, dass der mccutcheon die hotvolleys wegen mangelnder erfolge - wenn man so will gerade noch rechtzeitig - verließ bzw. verlassen musste. Dazu ein zitat und ein link, das bzw. den mir der user blowfly zukommen ließ: „Die letzten beiden projekte (hugh mccutcheon, gianni cretu/anm.) können wir als gescheitert betrachten. Wir brauchen unbedingt einen toptrainer (!) und beginnen schon heute mit der suche, um wieder die nummer eins in österreich zu werden“ (http://www.news.at/articles/0516/20/110146/die-tiroler-titel-mitternacht-wiener-tatendrang). Also was stimmt jetzt? Ist mccutcheon nun top- oder nicht toptrainer. Na die wahrheit ist halt eine tochter der zeit hat schon der gute andreas khol gesagt und das gilt wohl nicht nur für die aussagen mancher politiker sondern auch für das was hhvm/uhp so von sich gibt. Dazu gibt es nächste woche noch mehr aus dem archiv.

Apropos peinlich: uhp hat jetzt sein herz nicht nur für dicke und komasaufenden sondern auch für krebskranke kinder entdeckt. Ok, ok das war jetzt sehr zynisch und sicher nicht ganz pc, aber,  dass der präsident eines unter chronischem zuschauermangel leidenden sports glaubt mit den einnahmen aus einem volleyballspiel einen signifikanten beitrag zur bekämpfung von krebs bei kindern leisten können, zeugt, vorsichtig formuliert, von übergroßem optimismus. Das apropos weiter oben bezieht sich nicht so sehr auf die an sich ja hoffentlich gutgemeinte aktion sondern auf das unter http://oevv.volleynet.at/Inhalt/210 aufrufbare plakat. Darauf wird der krebs als geisel (sic!) der menschheit bezeichnet. Wenn das so wäre und wir als menschen den krebs als geisel sozusagen in geiselhaft halten könnten, hätten wir den kampf gegen den krebs schon gewonnen. Vermutlich war aber die geißel gemeint. Das würde mehr sinn machen. Ich weiß, das ist jetzt ein bisschen oberlehrerhaft gewesen, aber korrekte rechtschreibung ist ein kulturgut und solche fehler auf offiziellen plakaten sind, wie schon gesagt, peinlich.

Und zum schluss noch etwas lustiges. In london wurde der zuschauermangel dadurch bekämpft, dass soldaten zu den bewerben als zuschauer abkommandiert wurden. Wäre das nicht auch eine maßnahme, die man anwenden könnte um in wien das bei volleyballspielen eher mangelhaft besetzte budocenter aufzufüllen, sozusagen bundesheeräktschn statt schuläktschn. Das muss sich doch machen lassen mit den beziehungen des hhvm zu bm darabos? Der ist ja glücklicherweise nicht nur bundesminister für sport sondern gleichzeitig auch bundesminister für landesverteidigung.
  
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.


4 Kommentare:

  1. Die Rechtschreibung ist in der Tat ein Kulturgut. Warum der geschätzte Autor mit seiner als gemäßigten Kleinschreibung bekannten Schriftweise am Niedergang dieses Kulturgutes intensiv mitarbeitet, bleibt rätselhaft.

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  2. Faulheit, lieber harald steindl, faulheit und bequemlichkeit sind die gründe für meine nicht den rechtschreibregeln entsprechende aber mittlerweile, was e-mails und andere elektronische dokumente angeht, weit verbreitete kleinschreibung. Außerdem bin ich der meinung, dass man bei einer mutigeren rechtschreibreform die durchgehende kleinschreibung einführen hätte können.

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  3. Also ich gebs zu, ich kann weder die alte noch die neue rechtschreibung und, viele viele sorries, sie interessiert mich eigentlich überhaupt nicht. Als grosser bewunderer von johnny meinblog war ich sehr glücklich darüber, dass er alles in kleinschrift verfasst und dachte, hurra, das kann ich jetzt so auch machen. Dass er aber selber die rechtschreibung nicht kann, ist ein kleiner schock für mich, ch, ch, ch...

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  4. Übrigens war uhp schon wieder im radio zu hören!

    http://oe1.orf.at/artikel/313029

    Schuld daran, dass österreich keine medaillen in london gewonnen hat ist, dass die kinder im kindergarten und in der schule so wenige turnstunden haben. In österreich bewegen sich oder machen bewegung (sorry, das hab ich jetzt vergessen, aber nochmals hör ich mir das sicher nicht an, das kann man von mir nicht verlangen) 28 von 100 kinder. Im gegensatz dazu bewegen sich in schweden 72 von 100 kindern, deswegen sind die so viel besser.

    Kurzer blick auf den medaillenspiegel. Schweden, 1x gold, 4x siber, 3x bronze, 37ster platz in der gesamtwertung. Damit haben sie unendlich mal soviele medaillen wie österreich. (jede zahl dividiert durch null ergibt unendlich) Trotzdem, irdendwie bin ich entäuscht. Aber halt, was seh ich da! Ungarn, unsere nachbarn, 8x gold, 4x silber und 5x bronze! Wahnsinn, achter platz in der gesamtwertung! Warum redet uhp nicht über ungarn? Hmm, mein taschenrechner behauptet, dass sich in ungarn demnach 153 von 100 kindern bewegen. Vielleicht könnte uhp zur errettung des österreichischen sports, zur errettung der krankenkassen, zur erhöhung der geistigen produktivität der österreicher das überprüfen?

    Im grunde hat er ja nicht ganz unrecht mit dem was er sagt, auch wenn ich das turnstundenargument massiv überbewertet finde, aber das sind ja lauter trivialaussagen, die eh jeder kennt. Interessant ist nur der eine satz:

    "Warum muss man 100 Prozent der Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, aber nur 28 Prozent bewegen sich. Ich finde das unerhört."

    Ich versteh beim besten willen nicht, was er damit sagen will. Gehts anderen auch so?

    Was mich allerdings wirklich sehr interessiert ist, wie es uhp schafft dass er dermassen oft in tv und radio auftritt? Nachdem seine aussagen sicher nicht das gelbe vom ei sind, schleicht sich bei mir der verdacht ein, er hat beim orf einen "guten freund". Weiss da jemand was?

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