Dienstag, 18. März 2014

Vom versuch einer richtigstellung, vom erfolgreichen weg hier und vom holzweg dort und von fernsehspielen zwischen erzrivalen und rekordmeistern


Wien, 17.03.2014, 23:29 mez

Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

also letzte woche hab’ ich ja auch schon mit so einer art pressespiegel begonnen, mit einem artikel aus den niederösterreichischen nachrichten (http://www.noen.at/lokales/noe-uebersicht/amstetten/kommentar/Vogl-Heimspiele-der-anderen-Art;art5331,510436), den uhpir wohl nicht so wirklich goutierte und mit einem artikel im standard, der sicher weit mehr das präsidiale wohlwollen gefunden haben dürfte, konnte sich uhpir dort doch als innovativer trendsetter neuer sportpolitischer modelle präsentieren (http://derstandard.at/1392687647397/Die-Handballer-als-Vorreiter-fuer-Oesterreich). Als ich  dann am samstag in orf sport plus das live spiel aus der handball liga austria zwischen hard und bregenz gesehen habe, und zumindest im fernsehen miterleben konnte wie voll dort die hütte war und welche stimmung dort herrschte, hab’ ich mich entschlossen, dass ich diese wieder einmal überaus bescheidene selbstinszenierung von uhpir nicht so einfach unwidersprochen hinnehme. Und ich habe dem autor des artikels, florian vetter, am sonntag, also nicht in meiner arbeitszeit, einen leserbrief geschrieben, den ich auch hier in den blog einstelle, um das kritische interesse eines journalisten, der für eine qualitätszeitung schreibt, zu wecken.

Sehr geehrter herr vetter,
ich habe mich, mit einigem zeitlichen abstand, schließlich doch entschlossen zu ihrem vor ein paar tagen im standard erschienenen artikel mit dem titel „die handballer als vorbild“, in dem sich sich mit der rezent äußerst beeindruckenden erfolgsgeschichte der österreichischen handballnationalmannschaft der herren und deren ursachen auseinandersetzen, stellung zu nehmen. Ich denke, die gesamte sportbegeisterte öffentlichkeit in österreich freut sich mit recht über die erfolge der handballer bei der vergangenen heim-em und bei der diesjährigen wm, für die sich die mannschaftaus eigener kraft qualifizieren konnte. Die erfolge sind umso bemerkenswerter, als es sich beim handball in österreich um eine randsportart handelt, die nicht das privileg hat, wie beispielweise fußball oder der wintersport, im zentrum des sportpolitischen interesses zu stehen.

Sie beschreiben in ihrem artikel ein nachwuchsprojekt, das weitere internationale erfolge möglich machen soll, das sogenannte projekt 2020, in dessen rahmen der nationalteamjahrgang 94 als eigene mannschaft in der bundesliga der herren mitspielt um erfahrung und spielpraxis auf hohem niveau zu sammeln. Dieses projekt 2020 ist gut und wichtig aber leider vergessen sie in ihrem artikel ein weiteres, meiner ansicht nach ebenso wichtiges oder vielleicht noch wichtigeres projekt zu erwähnen, mit dem der österreichische handballbund zukünftige erfolge sichern möchte. Im gegensatz zu anderen randsportarten halten sich die vereine der handball liga austria (hla) an ein „gentlemen’s agreement“, das besagt, dass elf von vierzehn spielern eines hla-clubs für das österreichische nationalteam selektierbar sein müssen. Zwei davon müssen sogar unter-21 spieler sein. Sollte ein verein aber unbedingt einen vierten, nicht für die österreichische nationalmannschaft selektierbaren spieler einsetzen wollen, so muss er dafür einen beitrag von 10.000€ pro jahr für die nachwuchsförderung leisten. Nachzulesen ist das alles unter http://sport.orf.at/stories/2199893/. Dieser ansatz ist deswegen so wichtig, weil nur dadurch gesichert ist, dass man junge spieler bei ihrem sport hält, weil sie die perspektive haben, auch als erwachsene auf hohem niveau ihren sport in österreich ausüben zu können, weil ihnen der weg in die kampfmannschaft nicht, wie das leider in anderen randpsortarten üblich ist, durch zweit- und drittklassige legionäre versperrt wird.

Was mich aber wirklich ärgert an ihrem artikel, ist, dass sie dem präsidenten des österreichischen volleyball verbandes, peter kleinmann, gelegenheit geben, sich völlig unhinterfragt als pionier und vorreiter dieser entwicklung aufzuplustern. Diese unreflektierte selbstdarstellung des herrn kleinmann kommt geradezu einer verhöhnung derer gleich, die diese tollen ideen und konzepte im österreichischen handballsport nicht nur entwickelt sondern auch erfolgreich umgesetzt haben. Es stimmt schon, dass die herrennationalmannschaft in der vorbereitungsphase auf die heim-em 2011 in der sogenannten mevza, der mitteleuropäischen volleyball liga mitspielte. Es gehört aber schon eine ganz schöne portion selbstbewusstsein dazu, dies mit dem modell der jungen handballer zu vergleichen, wenn man berücksichtigt, dass im kader des damals in der mevza mitspielenden österreichischen nationalteams jungspunde wie daniel gavan, jahrgang 77, markus hirczy, jahrgang 78, frederick laure, jahrgang 82, gerald reiser, jahrgang 80 und philip schneider, jahrgang 81, zugange waren. Die heim-em hat man dann sportlich mit 3 niederlagen, 0:9 sätzen und dem sechzehnten und letzten platz sportlich ziemlich in den sand gesetzt. Wirtschaftlich dürfte die em auch nicht gerade sehr erfolgreich abgewickelt worden sein, da es zweieinhalb jahre später noch immer keine offizielle abrechnung gibt. Die gründe dafür zu hinterfragen, wäre meiner ansicht journalistisch reizvoll. Genauso interessant, oder vielleicht noch interessanter wäre es, im gleichen zusammenhang herauszufinden, wie und warum die werbekampagne für die eurovolley 2011, die ja mit einem möglichen wirtschaftlichen erfolg nicht ganz unwesentlich zusammenhängt, an eine agentur vergeben wurde, bei der zu diesem zeitpunkt der sohn von peter kleinmann mitarbeitete. Aber zurück zu den aussagen des herrn kleinmann in ihrem artikel. Der spricht doch dort tatsächlich von acht österreichern, die angeblich jetzt im ausland spielen. Auch diese aussage hätte man bei entsprechender recherche leicht falsifizieren können. Da sind dem herrn övv-präsidenten wohl die zeiten und zahlen ein wenig durcheinander gekommen. Im moment sind ganze vier österreicher im ausland engagiert, nämlich philip schneider und philipp kroiss in frankreich, thomas zass in griechenland und florian ringseis in deutschland. In den letzten jahren waren mehr oder weniger lang und mehr oder weniger erfolgreich auch noch oliver binder, philip ichovski und simon frühbauer in deutschland, aleksandar blagojevic und marcus guttmann in italien und peter wohlfahrtstätter in belgien volleyballerisch tätig. Langfristig durchgesetzt haben sich von den genannten allerdings nur philpp kroiss, philip schneider, peter wohlfahrstätter – er spielt aber zwischenzeitlich wieder in österreich – und thomas zass. Oliver binder, simon frühbauer und philip ichovski sind nach eher weniger erfolgreichen auslandsgastspielen nach österreich zurückgekehrt, marcus guttmann und aleksandar blagojevic haben ihre noch jungen karrieren frühzeitig – und letzterer auch auf einigermaßen bizarre art und weise - beendet und florian ringseis fristet in deutschland weiterhin geduldig sein reservistendasein. Und um die erfolgreiche vorreiterrolle des herrn kleinmann noch weiter abzurunden: abgesehen davon, dass sich das österreichische herrenationalteam noch nie für ein internationales turnier aus eigener kraft qualifizieren konnte, bei zwei em-endrunden war man als gastgeber fix dabei, hat sich das team seit der der em 2011 von einem weltranglistenplatz um die 50 aktuell auf den 70. platz verschlechtert. Und eine regelung, wie sie die handballer eingeführt haben, die die anzahl der pro mannschaft in der 1. bundesliga spielberechtigten ausländer einschränkt, wird seit jahren von oberster stelle im österreichischen volleyball verband abgelehnt.

Mit freundlichen grüßen

dr. johann wojta

ps: ich schreibe seit mittlerweile mehr als drei jahren unter http://johnny-meinblock.blogspot.co.at einen wöchentlich erscheinenden blog, der sich mit den höhen, und leider viel öfter, mit den tiefen des österreichischen volleyballsports kritisch auseinandersetzt. Diese einträge erfreuen sich mittlerweile in der österreichischen volleyballszene durchaus großer bekanntheit, wie zwischen 4000 und 5000 monatliche zugriffe belegen. Ich würde mich über eine stellungnahme ihrerseits zu meinem schreiben sehr freuen und ich stehe ihnen für weitere fragen zum thema volleyball in österreich gerne zur verfügung.

Ich bin schon gespannt, ob es da eine reaktion geben wird. Ich werde meine geschätzten leserinnen und meine geschätzten leser natürlich auf dem laufenden halten.

Aber ganz kurz, weil es mir so ein besonderes anliegen ist, möchte ich nochmals auf das gentlemen’s agreement bei den handballern zurückkommen (http://sport.orf.at/stories/2199893/). Dort müssen also pro verein von vierzehn spielern elf für die österreichische nationalmannschaft selektierbar sein. Hat ein verein aber unbedingt das verlangen einen vierten legionär – ja legionär, legionär, legionär, ich bin da wie ein trotziges kleines kind, das nach der elterlichen zurechtweisung doch nicht scheiße zu sagen erst recht das schlimme wort benutzt – einzusetzen, dann klingelts in der kassa des österreichischen handballbundes und 10.000€ sind pro saison für die nachwuchsarbeit einzuzahlen. Na das wär doch was. Da käme doch einiges zusammen. Allein die vier semifinalisten der avl der herren würden einen betrag abliefern, mit dem man ein paar nachwuchstrainer aus dem prekariat holen könnte. Aber das ist halt der falsche ansatz, meint zumindest uhtt in einem –zugegebenermaßen nicht mehr ganz aktuellen – artikel unetr http://www.laola1.at/de/sport-mix/volleyball/avl-herren/warm-nimmt-ausblick-auf-finale-7/page/53635-315-101-134-.html. Soweit mir bekannt hat sich an dieser einschätzung von uhtt nichts geändert. Die handballer werden schon noch bemerken dass sie auf dem holzweg sind, wenn die hallen von zuschauern übergehen und wenn sie sich für das nächste großereignis wieder aus eigener kraft qualifizieren. Im volleyball geht man andere wege. Da schickt man junge, unerfahrene spieler ins ausland. Einige wenige setzen sich dort durch so wie philipp kroiss, peter wohlfahrtstätter und thomas zass, die meisten anderen scheitern auf mehr – aleks blagojevic - oder weniger – oliver binder, marcus guttmann, philip ichovski, simon frühbauer – spektakuläre weise oder warten geduldig auf ein wunder wie florian ringseis. Bei aleks blagojevic und marcus guttmann war ein solcher wenig erfolgreicher ausflug ins volleyballausland sogar der anfang von ende der profikarriere. Ich nehme wetten entgegen, dass schon wieder eifrig daran gearbeitet wird die nächsten jungstars, unter dem vorwand, dass sie sich nur dort weiterentwickeln können, ins ausland zu vermitteln. Merkt denn wirklich niemand, dass sich da die katze in den schwanz beißt? In österreich gibt es keinen platz für diese spieler, um sich langsam weiterzuentwickeln, weil ihnen dritt- und vierklassige legionäre den weg verstellen. Und im ausland sitzen sie, wie oben geschrieben, erst recht auf der ersatzbank. Und wenn sie dann so wie aleks blagojevic oder marcus guttmann frustriert von dieser situation ihre karrieren im selbstzerstörungsmodus – wie blagojevic – oder eher leise und resignativ – wie marcus guttmann beenden. Dann hört man rein gar nichts von uhtt und uhpir putzt sich im fall des aleks blagojevic in einem krone artikel einfach ab und wünscht marcus guttmann im facebook „alles gute“. Toll. Ist. Das. Und mutig und selbstkritisch noch dazu.

Aber wir sind eindeutig auf einem erfolgreichen weg in österreich, dank der weisen und umsichtigen vorreiterrolle von uhpir. Das konnte man auch wieder bei final four der mevza beobachten (http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/03/0000085797). Vca amstetten verlor sowohl das halbfinale gegen ach volley ljubljana als auch das spiel um den dritten platz gegen vk chemes humenne 0:3. Aich/dob ging nach einem 3:1 im halbfinale gegen chemes humenne im finale gegen ljubljana sang- und klanglos mit 0:3 unter. So sehen die erfolge des österreichischen volleyball also aus. Bei aich/dob war peter wohlfahrtstätter der einzige österreicher in der grundsieben. Bei ljubljana spielten sechs slowenen und ein kroate. Noch fragen? Bitte wenden sie sich an uhtt und uhpir.

A propos mevza. Die zeigt ja, zumindest bei den herren, gewisse auflösungstendenzen. Gerade einmal sieben teams begannen den bewerb. Am ende blieben nur mehr sechs über, da bratislava mitten im bewerb den spielbetrieb einstellte. Na da hat uhvp, der ja auch präsident der mevza ist, neben dem multiversum eine weiter, aber wenigstens nicht ganz so teure, baustelle.

Und am mittwoch abend gibt’s beide semifinalpartien aus der gralsbrug des österreichischen volleyball, aus dem budo center, als live spiele in orf sport plus (http://oevv.volleynet.at/News/0000085866). Na hoffentlich wurde von hhvmir ein putztrupp durch die halle geschickt. Der angedaute mageninhalt auf den stufen der tribünen würde sich im fernsehen nicht so gut machen, denke ich. Aber noch mehr gespannt bin ich auf die zuschauermassen die sich die an- und heimreise von ein paar hundert kilometern an einem wochentagsabend antun werden. Aber vielleicht hat hhvmir ja mit der schuläktschn vorgesorgt. Leere tribünen, ob vollgekotzt oder nicht spielt da dann schon gar keine rolle mehr, kommen im fernsehen auch nicht wirklich gut.

Ich muss ja zugeben die überschriften zu den kurzartikeln zum abschneiden der österreichischen spieler im ausland werden immer  realitätsnäher. Unter dem titel „montpellier unterliegt cannes“ erfährt man von der jüngsten 0:3 niederlage von montpellier (http://oevv.volleynet.at/News/0000085855). Philipp kroiss und philip schneider spielten durch, letzerer erzielt als bester scorer seines teams 14 punkte (http://datavolley.lnv.fr/2013/DataVolley/Men/&LAM151-1314.pdf). Farciennes siegt in belgien gegen blaasveld 3:1, einsatzzeiten und punkte von sophie wallner waren leider nicht zu eruieren (http://www.oxyjeunesfarciennes.be/class-DH.html). Auch in meiner lieblingsserie „unsere stars in europa“ passt man die schreibweise immer mehr der wirklichkeit an, da muss sich syros mit thomas zass geschlagen geben und florian ringseis muss mit tv ingersoll bühl ein niederlage hinnehmen (http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/03/0000085805). Weiter so, zumindest da ist man auf dem richtigen weg.

Und zum schluss unter http://www.volleyball-movies.net/sada-cruzeiro-volei-upcn-voley-club-full-match-m9092 ein video vom finale der südamerikanischen der clubmeisterschaft, sozusagen richtiges volleyball als fundstück der woche und als alternativprogramm zum orf live spiel des rekordrivalen und erzmeisters..... äh..... des rekordmeisters und erzrivalen von hypo tirol, der mannschaft von hhvmir....   

Ist uhpir freiwillig oder unfreiwillig aus seinen ämtern bei der bso geschieden?
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.

Wien 18.03.2014, 01:40 mez



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