Liebe freunde und freundinnen des gepflegten
volleyballs,
diesmal wird es wieder weniger verbindlich in diesem
blog sondern böse, zornig und zynisch so wie das meine werten leserinnen und
werten leser gewohnt sind. Diplomatie ist nicht meine sache und ich bin auch
nicht der meinung von micha warm, dem ich übrigens nochmals für seine
bereitschaft danke, hier ein interview zu geben, dass es nicht intelligent sei
nach schuldigen für fehlentwicklungen zu suchen bzw. diese zu identifizieren.
Ich denke, dass es, ganz im gegenteil, wichtig ist nicht schuldige (den
terminus hab’ ich auch nicht so gerne), sondern verantwortliche für
fehlentwicklungen zu benennen und die entsprechenden konsequenzen zu ziehen.
Sonst wird sich nämlich absolut nichts ändern im österreichischen volleyball,
zumindesten nichts zum besseren.
Aber zuerst zum erfreulichen, zum positiven dieser abgelaufenen
woche. Georg schrems und seine helfer aus simmering sind verantwortlich dafür,
dass in simmering am wochenende zum 31. mal das internationale pfingstturnier
mit 16 mixed-, 12 mädchen- und 11 bubenmannschaften aus deutschland, kroatien,
italien, österreich, der slowakei, tschechien und ungarn stattfand. Sie sind
die wahren helden, die wirklichen förderer des volleyballs in österreich, nicht
irgendwelche selbstdarsteller, die es schaffen sich in der zib24 mit halblustigen
italienreisen als strahlende helden (für nicht eingeweihte der hinweis: http://johnny-meinblock.blogspot.com/2012/04/von-einem-strahlenden-ritter-und-von.html)
zu gerieren. Eine traurige anmerkung zu dem erfreulichen und lobenswerten
turnier sei mir trotzdem gestattet: die 1.8 millionen einwohner zählende stadt
wien nahm bei den burschen mit ganzen zwei vereinen an dieser veranstaltung
teil. Gewonnen hat bei den burschen übrigens eine akademiemannschaft aus
kaposvar in ungarn, vor den hottvoleys, tj sokol v und goganfa ukk dabronc aus ungarn.
Im anschluss möchte ich mich mit der
nationalmannschaft befassen und bevor es wieder kritisch wird noch ein lob
aussprechen. Es ist doch irgendwie interessant, dass zwei der talentiertesten
spieler des nationalteams, nämlich peter wohlfahrtstätter und thoma zass nicht
aus der gehypten akademie des hier verbal nicht immer pfleglich behandelten
hhvm kommen, sondern aus dem kleinen ort brixental. Viel habe ich nicht gelesen
über die verantwortlichen personen in den offiziellen publikationen des övv.
Darum möchte ich an dieser stelle die verantwortlichen für die dortige
nachwuchsarbeit vor den vorhang bitten.
So und jetzt ist es genug mit dem lob. Das
österreichische herrennationalteam hat vier vorbereitungsspiele auf die
europa-league absolviert und gegen die nicht geradezu übermächtigen gegner
dänemark (nummer 68 der welt) und großbritannien (nummer 92 der welt; http://www.fivb.org/en/volleyball/VB_Ranking_M_2012-01.asp)
jeweils einmal gewonnen und einmal verloren. Mit verlaub, eine aufwärtsentwicklung,
sehe ich, zumindestens von den resultaten her, nicht, obwohl wir, was den
betreuerstab angeht, wenn vielleicht nicht qualitativ dann aber wenigsten
quantitativ mit 11 (!) co-trainern, ärzten, psyghologen und sonstigem personal
durchaus in der weltklasse mit dabei sind (http://oevv.volleynet.at/Indoor/Nationalteams/Herren).
Abgesehen von der frage, wer das alles bezahlt, gibt es noch andere umstände,
die geradezu nach einer antwort verlangen. Was qualifiziert beispielsweise
einen herrn erkan togan, der bei den hotvolleys wegen chronischer
erfolgslosigkeit als trainer entlassen wurde, als co-trainer des
österreichischen herrennationalteams? Lernt er dort jetzt, wie man es besser
macht? Hat der herr überhaupt eine trainerausbildung? Oder handelt es sich bei
seiner position umso etwas wie einen – normalerweise bei mäßig erfolgreichen
politikern üblichen – versorgungsposten? Apropos versorgungsposten: es ist, meiner
meinung nach, auch bezeichnend für den zustand des österreichischen
herrenvolleyballs, dass der erste aufspieler der nationalmannschaft die erste
hälfte der laufenden saison gar nicht und zweite hälfte mit einer mäßig
erfolgreichen juniorenmannschaft gegen den abstieg in die zweite liga gespielt
hat. Ich darf dazu aus dem letzte woche hier erschienenen interview mit michael
warm zitieren: „Es ist gut, wenn er (ein spieler anm. des bloggers) die chance
hat, zu spielen, aber gleichzeitig benötigt er um sich herum auch immer
deutlich bessere spieler, an denen er sich messen und von denen er lernen
kann.“ Da drängt sich doch die frage auf, ob olli binder von den bjhv etwas
gelernt hat, ob ihn dieses jahr in seiner entwicklung weiter gebracht hat. Die
frage mögen sich meine mündigen leser und leserinnen selbst beantworten. Nur,
dass ich hier nicht missverstanden werde: das ist nicht als kritik an olli
binder gemeint, sondern als kritik an den strukturen und entscheidungsfindungen
im österreichischen volleyball. Und schon wieder ein apropos, diesmal apropos
entscheidungsfindung: wenn man sich den mehrfach auf der övv homepage – und
vermutlich nicht zufällig genauso oft zu propagandazwecken auf der homepage der
hotvolleys – publizierten „erweiterten“ kader der nationalmannschaft ansieht, dann
drängt sich der verdacht auf, dass schon überwunden geglaubte zeiten
wiederkehren, in denen das leibchen mehr zählte als die leistung. Da wird die
fast vollständige mannschaft der bjhv in den kader einberufen, obwohl es da die
eine oder andere alternative gegeben hätte. Muss da hhvm/uhp dem immer wieder
geäußerten vorwurf, dass seine mit öffentlichen mitteln hochdotierte akademie
nichts zählbares, sprich keine teamspieler, hervorbringt entgegengetreten? Muss
hier aus ermangelung an erfolgen in den nachwuchsbewerben die
nationalmannschaft als alibi für die ach so tolle arbeit der hotvolleys
herhalten? Und jetzt mache ich etwas, was ich hier eigentlich ganz selten
mache, ich breche eine lanze für die spieler meines vereins: war irgendjemand
aus dem aufgeblasenen betreuerstab der herrennationalmannschaft je bei einem
spiel der svs sokol? Die mannschaft hat immerhin im viertelfinale des
österreichischen cups den vorjahrsfinalisten und diesjährigen fünften der
meisterschaft, hartberg, eliminiert. Sie stellte in der aufstiegsrunde den
überlegenen topscorer, der geichzeitig auch überlegen an der spitze der
statistik „angriff punkte“ liegt, in der statistik „block“ und „angriff kills“
bzw. „angriff effizienz“ liegen ebenfalls spieler der svs sokol im spitzenfeld
und vor den jeweiligen bjhvs, die es in den kader geschafft haben. Da hätte
sich vielleicht die eine oder andere oben schon angesprochene alternative
ergeben. Aber vermutlich sind diese spieler mit 22 oder 23 jahren schon zu alt
und haben keine perspektive. Da holen wir lieber 19 jährige bjhvs in den kader,
der ja früher auch schon einmal perspektivkader geheißen hat, von denen zwar
niemand weiß, ob sie mit 22 oder 23 überhaupt noch volleyball spielen, aber
hauptsache hhvm kann bei jeder passenden und - noch öfter - bei jeder
unpassenden wieder in seiner unnachahmlich bescheidenen und zurückhaltenden art
darauf hinweisen, dass er 10, oder waren es vielleicht sogar 15 oder gar 20,
nationalspieler in seinem kader hat. Und damit „meine“ offenbar zu alten
spieler nicht traurig sind gibt es diesmal gibt für sie als ständchen einen
klassiker: http://www.youtube.com/watch?v=twpoTzLJc9g&feature=related
Apropos, und das ist jetzt das dritte apropos, apropos
bescheiden und hhvm: in dem bericht zum ersten spiel der österreichischen
nationalmannschaft gegen dänemark, weist der schreiber darauf hin, dass der
aufspieler der dänen dereinst bei den hotvolleys spielte (http://oevv.volleynet.at/News/All/2012/05/0000078515).
Thanks for telling, aber wen interessiert das? Ok, ok, wir sollten es zugeben, in wahrheit brennen wir doch alle darauf zu erfahren, ob
auch die schieds- und/oder linienrichter dieses spiels bereits einmal im budo
center bei einem spiel der hv ihre arbeit verrichtet hatten oder ob die in
dänemark eingesetzten wischkinder ihr handwerk im budo center lernen durften.
Nicht ganz so gewissenhaft ging der schreiber allerdings mit der aufstellung
der österreicher um, die, wenn man dem bericht glauben darf, mit einem
aufspieler (binder), zwei mittelblockern (wohlfahrtstätter, ichovsky), einem
diagonalspieler (zass), einem (!) außenangreifer (guttmann) und einem libero (kienbauer)
begannen. Ein interessantes wenn auch ungewohntes system. Natürlich findet sich
auf dieser seite auch wieder der schon oben erwähnte „erweiterte“ kader des
nationalteams. Einen hinweis, wer denn tatsächlich gegen dänemark und auch
gegen großbritannien im kader war, sucht man auf den entsprechenden seiten dagegen
vergeblich. Der schelm der böses denkt fragt sich, ob das vielleicht damit zu
tun hat, dass da im tatsächlichen kader nicht allzuviele hotvolleys präsent
waren?
Und zum schluss noch zum nachwuchs. Am vorigen wochenende
standen die u15 staatsmeisterschaften auf dem programm. In wien zitterte sich
die hochgelobte akademiemannschaft der hotvolleys vor den augen von - ohne die
spieler mitzurechnen – für die 1.8 millionenstadt wien beschämenden ungefähr 40
zuschauern (unter ihnen lobenswerterweise, und das meine ich diesmal gar nicht
zynisch hhvm/uhp) zu einem 3:2 sieg über salzburg. Den dritten platz belegten
die grazer vor amstetten. Gratulation rundherum, wie üblich, an alle spieler
und betreuer. Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber folgendes. In der u15
meisterschaft in wien belegte die spielgemeinschaft döbling/uab/arbesbach mit
zwei (!) nichtantritten bei insgesamt 6 (!) bewerbspielen den zweiten platz
unter drei mannschaften (http://www.volleyball-wien.at/bewerbe/nachwuchs/tabelle-ergebnisse/?no_cache=1#c237).
Nach meinen informationen wäre döbling/uab/arbesbach als ursprünglich
vorgesehener veranstalter der staatsmeisterschaften damit beim turnier auch
starberechtigt gewesen. Offenbar konnte man aber – trotz spielgemeinschaft aus
drei (!) vereinen - keine mannschaft
stellen. Ein weiteres trauriges und beschämendes indiz für den zustand des
burschenvolleyballs in der bundeshauptstadt.
Und zur u15 meisterschaft der herren auch noch eine klarstellung:
unter den zuschauenden funktionären sind zweifel aufgetaucht, ob ein von den
hotvolleys eingesetzter spieler aus afghanistan überhaupt spielberechtigt war.
Es kann entwarnung gegeben werden, der spieler hat in österreich asyl erhalten
und ist damit vom regulativ her österreichischen spielern gleichgestellt. Also,
wenn schon nicht ganz logisch, ist zumindestens rechtlich alles in ordnung
gewesen.
Obwohl der övv auf seiner homepage – über die gründe darf spekuliert werden
- die geburtsdaten der spieler die an den staatsmeisterschaften im nachwuchs
teilnehmen nicht mehr publiziert, kann ich hier diese meines erachtens nach
sehr interessante information nachliefern. Das durchschnittsalter der 127
buschen, die an der u19 staatsmeisterschaft teilnahmen lag bei 16.4. Bei den
u21 meisterschaften war der schnitt bei 150 spielern gerade einmal ein jahr
höher, nämlich 17.5. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass das östereichische
volleyball nicht mit unzähligen volleyballäquivalenten von lionel messi, der
bereits mit 19 für die nationalmannschaft seines landes kickte, gesegnet ist,
dann deutet das wohl auf ernste probleme im nachwuch hin, weil es offenbar kaum
ein verein schafft das alterslimit auszuschöpfen. Aber damit nicht genug: bei
der u19 meisterschaft traten drei vereine mit mannschaften mit einem
altersschnitt von unter 16 an, nämlich bisamberg mit 15.5 (!), oberndorf mit 15.8
(!) und villach gar mit 15.4 (!). Und bei der u21 schoss klagenfurt mit einer
mannschaft mit einem altersschnit von sage und schreibe 16.2 (mit drei
fünfzehnjährigen im kader!) den vogel ab, gefolgt von gleisdorf (16.6) und
aich/dob (16.8). Ich erspare mir jeden weiteren kommentar und fasse den befund
nur mit einem wort zusammen: traurig!
Und für ein wenig spott muss auch noch zeit sein. Dieser blog bekommt, wie
es scheint, ernsthafte konkurrenz. Seit einigen wochen erscheinen immer am
donnerstag auf der övv-homepage als literarische gustostückerl unter dem titel
„das austria volleyballteam blo(ck)ggt“ (der name ist ja nahe an einer
copyright-verletzung, aber da wollen wir einmal nicht so sein) von jeweils
einem anderen teamspieler (ok, ok, burschen, es gilt die unschuldsvermutung;
ich glaube, dass da eher ein professioneller ghostwriter am werk ist) verfasste
erlebnisaufsätze zum thema „meine woche mit dem nationalteam und was da alles
lustiges passierte“.
Und dieses mal sind sie wieder da, die fragen, auf die man von oberster
stell offenbar nicht willens oder fähig ist, eine antwort zu geben. Wobei so
schwierig sind diese fragen doch gar nicht gestellt.
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die
werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?
Im übrigen bin ich der
meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des
österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.
Da steht normalerweise mein schlusssatz. Das ungeschwärzte original findet
der kundige leser und die kundige leserin weiter unten.