Wien, 17.06.2013, 23:06 mez
Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,
hurra, österreich fährt nach dänemark, aber nicht zur eurovolley sondern
zur handballeuropameisterschaft. Und man hat sich als zweiter in einer gruppe
mit dem weltranglistenzweiten russland, dem weltranglistenfünften serbien und mit
bosnien-herzegowina qualifiziert, mit je einem sieg gegen jede dieser
mannschaften jeweils in den heimspielen und dazu noch mit einem unentschieden
gegen serbien auswärts (http://de.wikipedia.org/wiki/IHF-Weltrangliste).
Ganz herzliche gratulation von hier aus an die mannschaft und den betreuerstab.
Ah ja, interessant war es irgendwie auch, dass vom präsidenten des öhb in
dieser sternstunde des österreichischen handballs nichts zu hören oder zu sehen
war, weder im fernsehen noch auf der homepage des öhb (http://oehb.sportlive.at). Gut. Ist. Das.
So.
Von solchen erfolgen können die freundinnen und die freunde des
österreichsichen volleyballsports nur träumen. In der holli knolli ferienliga
gab es eine knappe niederlage gegen die belgier, die diesmal nicht mit ihrer stärksten
mannschaft angetreten sind(http://oevv.volleynet.at/News/0000082955).
Aus der grundaufstellung der mannschaft, die gegen österreich in der wm-quali
angetreten war, fehlten diesmal drei spieler, unter anderem der erste
aufspieler depestele. Oh wie gut, dass niemand weiß... Also beim orf weiß das
offenbar niemand oder es interessiert sich niemand wirklich für volleyball (http://sport.orf.at/stories/2186938).
Das ist zwar tragisch aber in so einem fall nicht ganz unbequem. Unbequem kann
es nämlich ganz schnell werden, wenn ein journalist die richtigen fragen
stellt. Aber zu dem komme ich später. Und dann kam ein 3:1 sieg gegen die
slowakei (http://oevv.volleynet.at/News/0000082963).
Und war das der beleg für die zu tode geredeten fortschritte? In der realität
ist man dann ganz schnell am nächsten tag angekommen, mit einem 0:3 gegen die
volleyballgiganten aus dänemark, die ebenso wie österreich am 68. platz in der
weltrangliste liegen (man geniert sich beim övv dafür offenbar derartig, dass
die niederlage in der überschrift zum dazugehörigen artikel gar nicht vorkommt http://oevv.volleynet.at/News/0000082971).
Und ein 0:3 einer offenbar neben sich stehenden slowakischen mannschaft gegen
belgien hat den sieg vom vortag auch ein wenig mehr ins rechte licht gerückt.
Aber im anschluss an das spiel gegen dänemark ist etwas bemerkenswertes im orf
passiert, sozusagen ein beweis dafür, dass journalisten ihre aufgabe, kritische
fragen zu stellen, doch nicht ganz vergessen. Da erfrecht sich doch tatsächlich
andreas durieux den teamtrainer micha warm mit einer unangenhmen frage zu
konfrontieren und dieses dauernde gerede von den gemachten deutlichen
fortschritten kritisch zu hinterfragen. Und wie reagiert der teamchef auf diese
ungeheuerlichkeit? Er ist sichtlich irritiert und reagiert patzig wie man hier
sehen und hören kann http://www.youtube.com/watch?v=NgiQoq7qqk8.
Durieux bekommt am ende zwar angst vor der eigenen courage und geht in die
defensive. Aber das war schon einmal ein guter anfang, darauf kann man ja
aufbauen. Eine frage habe ich mir natürlich bei meiner grenzenlosen
sebstüberschätzung sofort gestellt: liest herr durieux meinen blog? Schluss
damit, schluss mit diesen allmachtsphantasien. Wo sind denn schon wieder diese
verflixten tabletten?
Zur erinnerung: letztes jahr gab es auch erfolge in der holli knolli
ferienliga, und zwar gegen die türkei, gegen die tschechische republik und
gegen rumänien (gegen rumänien hat man
dann allerdings vor ein paar wochen, als es um einen platz in der nächsten
runde der wm-quali ging, glatt verloren). Und auch da wurde schon von den
fortschritten geschwafelt. Übrigens gibt es unter http://oevv.volleynet.at/Inhalt/136
sogar ein video einer pressekonferenz. Das video ist nicht nur wegen der
aussagen des teamtrainers, die sich innerhalb eines jahres nicht signifikant
verändert haben, von interesse, sondern es ist noch aus einem anderen grund ein
kleinod und wird offenbar deswegen auf der övv-homepage archiviert: uhpir
implent..., äh impletiert in dieser pressekonferenz live den sport. Aber im
ernst, was ist nach diesen siegen gegen die rumänen, tschechen und türken
passiert. Die österreichische mannschaft hat in einem entscheidenden spiel mit
einer 2:3 niederlage gegen mazedonien, die chance in die nächste qualirunde für
die eurovolley 2013 zu kommen vergeben. In mazedonien stehen wahrscheinlich zig
9-meter voleyballhallen in jedem dorf. Vermutlich hat der mazedonische verband
als budget nicht einmal die 200.000€ zur verfügung, die hhvmir für den betrieb
seiner mäßig erfolgreichen volleyballakademie von der politik offenbar ohne
jede evaluierung geschenkt bekommt. Aber das ist wieder eine andere geschichte.
Und wo liegt das problem der österreichischen nationalmannschaft? Meiner
ansicht nach nützen auslandsengagements wenig, wenn der betreffende spieler die
meiste zeit auf der bank sitzt. Spieler wie ringseis, ichovski und guttmann
sind die meiste zeit bei ihren vereinen bankdrücker gewesen, zass und binder
kamen in der heißen phase der meisterschaft nicht mehr zum einsatz. Woher soll
da die spielpraxis kommen? Die
drucksituation eines wichtigen vielleicht spielentscheidenden punktes kann man
im training simulieren aber wie man damit tatsächlich umgeht lernt man durch
SPIELEN, SPIELEN und nochmals SPIELEN. Ich möchte hier nochmal betonen, dass
sich meine kritik nicht gegen die spieler richtet, die geben ihr bestes, die
tun ihr möglichstes. Ich habe nur die ewigen reden von den gemachten
fortschritten satt, die bewusst oder unbewusst dazu dienen fehlentwicklungen im
verband, und zwar ganz oben, zuzudecken und zu kaschieren. Man sollte sich doch
endlich eingestehen, dass die österreichische nationalmannschaft von ihrem
potential dort steht, wo uhpir auf diesem geradezu symbolischen foto steht:
ganz am rande der europäischen volleyballfamilie.
Und man sollte
mit dieser schönfärberei aufhören, mit diesen sonntagsreden und sich endlich
echte reformen überlegen, die zu einer weiterentwicklung im österreichischen
volleyballsport führen. Nein, das geht es ganz und gar nicht um gleichfarbige socken und neun meter hohe hallen für jeden dorfverein. Um mich nicht wieder dem vorwurf auszusetzen, dass ich
mich mit volleyball nicht auskenne, werde ich es nicht schon wieder schreiben
sondern lasse den teamchef der deutschen handballer zu wort kommen, der nach
dem scheitern in der em-quali mehr einsatzzeit für deutsche nachwuchsspieler in
der deutschen bundesliga fordert (http://sport.orf.at/stories/2187147/2187126/.
Und? Was ist das jetzt? Dummer nationalismus, oder doch etwas anderes?
A propos
nachwuchs: ich hab’ mir die mühe gemacht die nachwuchsstaatsmeisterschaften aus
dem männlichen bereich in einer tabelle zusammenzufassen (keine angst uhpir,
ich hab’s in meiner freizeit gemacht, hat nicht so lange gedauert, und das
rechnen war auch nicht so schwer, mit dem rechner auf dem laptop). Und da
zeigen sich ein paar interessante dinge: ich möchte mit dem positiven beginnen.
Nur zwei vereine haben sich für alle sechs altersklassen qualifiziert (für u21
gibt es keine quali, da ist man als avl-verein berechtigt/verpflichtet zu
spielen), nämlich die beiden akademiemannschaften aus wien und graz dann folgen
schon die klagenfurter mit fünf und hartberg und amstetten mit vier teilnahmen.
Bemerkenswert ist, dass bisamberg als zweitligaverein ebenfalls bei vier
turnieren dabei war, und das durchaus erfolgreich. Schlimm ist die bilanz von
enns, arbesbach und weiz, die sich als avl vereine mit ihren nachwuchstruppen für keine einzige
staatsmeisterschaft qualifizieren konnten. Nicht viel besser schaut es beim
meister aus: aich/dob hat sich gerade einmal für die u11 meisterschaften
qualifiziert. Ein armutszeugnis für den meister, nicht mehr und nicht weniger.
Am erfolgreichsten waren mit jeweils zwei titeln die hotties und die grazer.
Die hotties haben dabei insgesamt aber die etwas besseren platzierungen. Die frage, ob das allerdings die jährliche subvention von 200.000€ für die akademie von hhvmir rechtfertigt, wenn man die ergebnisse beispielsweise mit denen, die amstetten oder bisamberg mit vermutlich einem bruchteil dieser summe erreicht haben, vergleicht, sollten sich die dafür verantwortlichen politiker und politikerinnen doch einmal ernsthaft stellen. Die
restlichen titel gingen nach amstetten, hartberg und tirol. Von den
gesamtplatzierungen waren die amstettner und die bisamberger die
zweiterfolgreichsten mannschaften. Ein großes lob an beide, da steht keine
akademie dahinter und bei bisamberg nicht einmal die infrastruktur eines
erstligavereins.
Und ganz kurz bleibe ich noch beim nachwuchs, oder besser gesagt bei einem
der talentiertesten nachwuchsspieler, bei aleks „sale“ blagojevic. Blagojevic
wechselt in der kommenden saison von den hotties in die erste italienische liga
zu castellana grotte (http://www.newmatervolley.it/lista.aspx?tbl=news&id=678&dtl=-1&frm=-1&rdb=data+desc).
Danke übrigens an einen leser, für diesen link. Interessanterweise wird dieser
wechsel auf der övv-homepage, aus welchen gründen auch immer, totgeschwiegen.
Aber dafür erschien in der kronenzeitung unter dem titel “kleiner arnautovic
mit großen zielen“ ein ganzseitiger artikel über aleks blagojevic.
Also mit
verlaub, aber wer solche journalistenfreunde hat, braucht keine feinde mehr.
Vor solchen artikeln sollte man den guten aleks blagojevic in zukunft schützen.
Mit marko „ich verdien’ so viel, ich kann mir dein leben kaufen“ arnautovic,
der schlagzeilen mit nächtlichen autorennen auf der autobahn macht und der vom
fachmagazin „kicker“ zu den absteigern der saison gezählt wird, verglichen zu
werden, ist ganz sicher kein kompliment für junge spieler / http://www.österreich.at/nachrichten/Arnautovic-Rauswurf-nach-Strassenrennen/102395797,
http://diepresse.com/home/sport/fussball/767388/Arnautovic-beschimpft-Beamten-bei-Polizeikontrolle,
http://sport.orf.at/#/stories/2187141/).
Ich wünsche dem sale blagojevic von herzen alles gute und viel glück in
italien, ich hoffe er macht seinen weg und er schöpft sein, zweifelsohne großes, talent aus. Aber
bitte, bitte, und da stimme ich – im gegensatz zu seinen aussagenüber die
deutlichen fortschritte des teams – mit teamchef warm überein, dieser junge
spieler braucht jemanden, der ihn behutsam führt und derjenige sollte
blagojevic ein anderes role model suchen, weil schnelle autos und schicke
kleidung als zentrale lebensinhalte sind vielleicht doch ein wenig mager,
wenn’s mit dem volleyball doch nicht ganz klappen sollte.
Und zum schluss noch ein kurzer artikel für uhpir, der ihm zeigen soll, dass
er ein ziemliches glück damit hat, dass volleyball viel weniger leute
interessiert als schifahren. Beim ösv stellt nämlich mittlerweile die politik
ähnliche fragen zur schi-wm wie ich kleiner, lästiger blogger sie hier zur eurovolley
stelle. So eine dringliche anfrage im landtag, wie sie hier in dem artikel
beschrieben wird, kann, bei allem selbstvertrauen meinerseits was meine
außenwirkung angeht, mit sicherheit noch um einiges unangenehmer sein, als
diese blogeinträge hier.
Und nun zum fundstück der woche: in diesem – im übrigen – sehr gut
gemachten teaser zur euroleague huscht bei etwa acht bis zehn sekunden jemand
durch das bild, der dem hotvolley-nachwuchserfolgstrainer zejlko grbic zum
verwechseln ähnlich sieht (https://www.facebook.com/photo.php?v=4934000348790&set=vb.123764877658419&type=2&theater).
Wenn das, was auf dem video zu sehen ist – wie anzunehmen - eine
trainingseinheit des nationalteams ist, dann frage ich mich allerdings schon,
was herr grbic dort tut. Ist der jetzt auch schon assi-coach, oder hilft da ein
trainer der akademie - hoffentlich - unentgeltlich und in seiner freizeit beim nationalteam
aus, oder noch deutlicher gefragt: werden da über solche umwege gelder, die für
die akademie bezahlt werden vom övv für das nationalteam verwendet? Antworten
krieg’ ich sicher keine, das bin ich schon gewohnt, aber ich denke meine werten
leserinnen und meine werten leser sind auch an solchen details interessiert,
die eine immer unüberschaubarer werdende verflechtung, um das hässlichere wort
verfilzung zu vermeiden, zwischen hotvolleys, övv, akademie und den dort
handelnden personen dokumentieren.
A propos teaser: diesmal ein solcher in eigener sache: nächste woche gibt’s
hier interessantes aus dem umfeld des mysteriösen internationalen verbandes zur
sportförderung zu lesen. Irgendwie entwickelt sich da mit der tatkräftigen
hilfe von leserinnen und lesern so etwas wie der ansatz von investigativem
journalismus. Ok, ok, jetzt wird es aber wirklich zeit für meine pulverl, sonst
werde ich noch zu übermütig mit meinen allmachtsphantasien.
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die
werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?
Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar
ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas
ändern sollte.
Wien, 18.06.2013, 01:38 mez
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