Wien, 17.03.2014, 23:29 mez
Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,
also letzte woche hab’ ich ja auch schon mit so einer art pressespiegel
begonnen, mit einem artikel aus den niederösterreichischen nachrichten (http://www.noen.at/lokales/noe-uebersicht/amstetten/kommentar/Vogl-Heimspiele-der-anderen-Art;art5331,510436),
den uhpir wohl nicht so wirklich goutierte und mit einem artikel im standard,
der sicher weit mehr das präsidiale wohlwollen gefunden haben dürfte, konnte
sich uhpir dort doch als innovativer trendsetter neuer sportpolitischer modelle
präsentieren (http://derstandard.at/1392687647397/Die-Handballer-als-Vorreiter-fuer-Oesterreich).
Als ich dann am samstag in orf sport
plus das live spiel aus der handball liga austria zwischen hard und bregenz
gesehen habe, und zumindest im fernsehen miterleben konnte wie voll dort die
hütte war und welche stimmung dort herrschte, hab’ ich mich entschlossen, dass
ich diese wieder einmal überaus bescheidene selbstinszenierung von uhpir nicht
so einfach unwidersprochen hinnehme. Und ich habe dem autor des artikels,
florian vetter, am sonntag, also nicht in meiner arbeitszeit, einen leserbrief
geschrieben, den ich auch hier in den blog einstelle, um das kritische
interesse eines journalisten, der für eine qualitätszeitung schreibt, zu
wecken.
Sehr geehrter herr vetter,
ich habe mich, mit einigem zeitlichen
abstand, schließlich doch entschlossen zu ihrem vor ein paar tagen im standard
erschienenen artikel mit dem titel „die handballer als vorbild“, in dem sich
sich mit der rezent äußerst beeindruckenden erfolgsgeschichte der
österreichischen handballnationalmannschaft der herren und deren ursachen
auseinandersetzen, stellung zu nehmen. Ich denke, die gesamte sportbegeisterte
öffentlichkeit in österreich freut sich mit recht über die erfolge der
handballer bei der vergangenen heim-em und bei der diesjährigen wm, für die
sich die mannschaftaus eigener kraft qualifizieren konnte. Die erfolge sind
umso bemerkenswerter, als es sich beim handball in österreich um eine
randsportart handelt, die nicht das privileg hat, wie beispielweise fußball
oder der wintersport, im zentrum des sportpolitischen interesses zu stehen.
Sie beschreiben in ihrem artikel ein
nachwuchsprojekt, das weitere internationale erfolge möglich machen soll, das
sogenannte projekt 2020, in dessen rahmen der nationalteamjahrgang 94 als
eigene mannschaft in der bundesliga der herren mitspielt um erfahrung und
spielpraxis auf hohem niveau zu sammeln. Dieses projekt 2020 ist gut und
wichtig aber leider vergessen sie in ihrem artikel ein weiteres, meiner ansicht
nach ebenso wichtiges oder vielleicht noch wichtigeres projekt zu erwähnen, mit
dem der österreichische handballbund zukünftige erfolge sichern möchte. Im
gegensatz zu anderen randsportarten halten sich die vereine der handball liga
austria (hla) an ein „gentlemen’s agreement“, das besagt, dass elf von vierzehn
spielern eines hla-clubs für das österreichische nationalteam selektierbar sein
müssen. Zwei davon müssen sogar unter-21 spieler sein. Sollte ein verein aber unbedingt
einen vierten, nicht für die österreichische nationalmannschaft selektierbaren
spieler einsetzen wollen, so muss er dafür einen beitrag von 10.000€ pro jahr
für die nachwuchsförderung leisten. Nachzulesen ist das alles unter http://sport.orf.at/stories/2199893/.
Dieser ansatz ist deswegen so wichtig, weil nur dadurch gesichert ist, dass man
junge spieler bei ihrem sport hält, weil sie die perspektive haben, auch als
erwachsene auf hohem niveau ihren sport in österreich ausüben zu können, weil
ihnen der weg in die kampfmannschaft nicht, wie das leider in anderen
randpsortarten üblich ist, durch zweit- und drittklassige legionäre versperrt
wird.
Was mich aber wirklich ärgert an ihrem
artikel, ist, dass sie dem präsidenten des österreichischen volleyball
verbandes, peter kleinmann, gelegenheit geben, sich völlig unhinterfragt als
pionier und vorreiter dieser entwicklung aufzuplustern. Diese unreflektierte
selbstdarstellung des herrn kleinmann kommt geradezu einer verhöhnung derer
gleich, die diese tollen ideen und konzepte im österreichischen handballsport
nicht nur entwickelt sondern auch erfolgreich umgesetzt haben. Es stimmt schon,
dass die herrennationalmannschaft in der vorbereitungsphase auf die heim-em
2011 in der sogenannten mevza, der mitteleuropäischen volleyball liga
mitspielte. Es gehört aber schon eine ganz schöne portion selbstbewusstsein
dazu, dies mit dem modell der jungen handballer zu vergleichen, wenn man
berücksichtigt, dass im kader des damals in der mevza mitspielenden
österreichischen nationalteams jungspunde wie daniel gavan, jahrgang 77, markus
hirczy, jahrgang 78, frederick laure, jahrgang 82, gerald reiser, jahrgang 80
und philip schneider, jahrgang 81, zugange waren. Die heim-em hat man dann
sportlich mit 3 niederlagen, 0:9 sätzen und dem sechzehnten und letzten platz
sportlich ziemlich in den sand gesetzt. Wirtschaftlich dürfte die em auch nicht
gerade sehr erfolgreich abgewickelt worden sein, da es zweieinhalb jahre später
noch immer keine offizielle abrechnung gibt. Die gründe dafür zu hinterfragen,
wäre meiner ansicht journalistisch reizvoll. Genauso interessant, oder
vielleicht noch interessanter wäre es, im gleichen zusammenhang herauszufinden,
wie und warum die werbekampagne für die eurovolley 2011, die ja mit einem
möglichen wirtschaftlichen erfolg nicht ganz unwesentlich zusammenhängt, an
eine agentur vergeben wurde, bei der zu diesem zeitpunkt der sohn von peter
kleinmann mitarbeitete. Aber zurück zu den aussagen des herrn kleinmann in
ihrem artikel. Der spricht doch dort tatsächlich von acht österreichern, die
angeblich jetzt im ausland spielen. Auch diese aussage hätte man bei
entsprechender recherche leicht falsifizieren können. Da sind dem herrn
övv-präsidenten wohl die zeiten und zahlen ein wenig durcheinander gekommen. Im
moment sind ganze vier österreicher im ausland engagiert, nämlich philip
schneider und philipp kroiss in frankreich, thomas zass in griechenland und
florian ringseis in deutschland. In den letzten jahren waren mehr oder weniger
lang und mehr oder weniger erfolgreich auch noch oliver binder, philip ichovski
und simon frühbauer in deutschland, aleksandar blagojevic und marcus guttmann
in italien und peter wohlfahrtstätter in belgien volleyballerisch tätig.
Langfristig durchgesetzt haben sich von den genannten allerdings nur philpp
kroiss, philip schneider, peter wohlfahrstätter – er spielt aber
zwischenzeitlich wieder in österreich – und thomas zass. Oliver binder, simon
frühbauer und philip ichovski sind nach eher weniger erfolgreichen
auslandsgastspielen nach österreich zurückgekehrt, marcus guttmann und
aleksandar blagojevic haben ihre noch jungen karrieren frühzeitig – und
letzterer auch auf einigermaßen bizarre art und weise - beendet und florian
ringseis fristet in deutschland weiterhin geduldig sein reservistendasein. Und
um die erfolgreiche vorreiterrolle des herrn kleinmann noch weiter abzurunden:
abgesehen davon, dass sich das österreichische herrenationalteam noch nie für
ein internationales turnier aus eigener kraft qualifizieren konnte, bei zwei
em-endrunden war man als gastgeber fix dabei, hat sich das team seit der der em
2011 von einem weltranglistenplatz um die 50 aktuell auf den 70. platz
verschlechtert. Und eine regelung, wie sie die handballer eingeführt haben, die
die anzahl der pro mannschaft in der 1. bundesliga spielberechtigten ausländer
einschränkt, wird seit jahren von oberster stelle im österreichischen
volleyball verband abgelehnt.
Mit freundlichen grüßen
dr. johann wojta
ps: ich schreibe seit mittlerweile mehr
als drei jahren unter http://johnny-meinblock.blogspot.co.at
einen wöchentlich erscheinenden blog, der sich mit den höhen, und leider viel
öfter, mit den tiefen des österreichischen volleyballsports kritisch
auseinandersetzt. Diese einträge erfreuen sich mittlerweile in der
österreichischen volleyballszene durchaus großer bekanntheit, wie zwischen 4000
und 5000 monatliche zugriffe belegen. Ich würde mich über eine stellungnahme
ihrerseits zu meinem schreiben sehr freuen und ich stehe ihnen für weitere
fragen zum thema volleyball in österreich gerne zur verfügung.
Ich bin schon gespannt, ob es da eine reaktion geben wird. Ich werde meine
geschätzten leserinnen und meine geschätzten leser natürlich auf dem laufenden
halten.
Aber ganz kurz, weil es mir so ein besonderes anliegen ist, möchte ich
nochmals auf das gentlemen’s agreement bei den handballern zurückkommen (http://sport.orf.at/stories/2199893/).
Dort müssen also pro verein von vierzehn spielern elf für die österreichische
nationalmannschaft selektierbar sein. Hat ein verein aber unbedingt das
verlangen einen vierten legionär – ja legionär, legionär, legionär, ich bin da
wie ein trotziges kleines kind, das nach der elterlichen zurechtweisung doch
nicht scheiße zu sagen erst recht das schlimme wort benutzt – einzusetzen, dann
klingelts in der kassa des österreichischen handballbundes und 10.000€ sind pro
saison für die nachwuchsarbeit einzuzahlen. Na das wär doch was. Da käme doch
einiges zusammen. Allein die vier semifinalisten der avl der herren würden
einen betrag abliefern, mit dem man ein paar nachwuchstrainer aus dem prekariat
holen könnte. Aber das ist halt der falsche ansatz, meint zumindest uhtt in
einem –zugegebenermaßen nicht mehr ganz aktuellen – artikel unetr http://www.laola1.at/de/sport-mix/volleyball/avl-herren/warm-nimmt-ausblick-auf-finale-7/page/53635-315-101-134-.html.
Soweit mir bekannt hat sich an dieser einschätzung von uhtt nichts geändert.
Die handballer werden schon noch bemerken dass sie auf dem holzweg sind, wenn
die hallen von zuschauern übergehen und wenn sie sich für das nächste
großereignis wieder aus eigener kraft qualifizieren. Im volleyball geht man
andere wege. Da schickt man junge, unerfahrene spieler ins ausland. Einige
wenige setzen sich dort durch so wie philipp kroiss, peter wohlfahrtstätter und
thomas zass, die meisten anderen scheitern auf mehr – aleks blagojevic - oder
weniger – oliver binder, marcus guttmann, philip ichovski, simon frühbauer –
spektakuläre weise oder warten geduldig auf ein wunder wie florian ringseis.
Bei aleks blagojevic und marcus guttmann war ein solcher wenig erfolgreicher
ausflug ins volleyballausland sogar der anfang von ende der profikarriere. Ich
nehme wetten entgegen, dass schon wieder eifrig daran gearbeitet wird die
nächsten jungstars, unter dem vorwand, dass sie sich nur dort weiterentwickeln
können, ins ausland zu vermitteln. Merkt denn wirklich niemand, dass sich da
die katze in den schwanz beißt? In österreich gibt es keinen platz für diese
spieler, um sich langsam weiterzuentwickeln, weil ihnen dritt- und vierklassige
legionäre den weg verstellen. Und im ausland sitzen sie, wie oben geschrieben,
erst recht auf der ersatzbank. Und wenn sie dann so wie aleks blagojevic oder
marcus guttmann frustriert von dieser situation ihre karrieren im
selbstzerstörungsmodus – wie blagojevic – oder eher leise und resignativ – wie
marcus guttmann beenden. Dann hört man rein gar nichts von uhtt und uhpir putzt
sich im fall des aleks blagojevic in einem krone artikel einfach ab und wünscht
marcus guttmann im facebook „alles gute“. Toll. Ist. Das. Und mutig und
selbstkritisch noch dazu.
Aber wir sind eindeutig auf einem erfolgreichen weg in österreich, dank der
weisen und umsichtigen vorreiterrolle von uhpir. Das konnte man auch wieder bei
final four der mevza beobachten (http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/03/0000085797).
Vca amstetten verlor sowohl das halbfinale gegen ach volley ljubljana als auch
das spiel um den dritten platz gegen vk chemes humenne 0:3. Aich/dob ging nach
einem 3:1 im halbfinale gegen chemes humenne im finale gegen ljubljana sang-
und klanglos mit 0:3 unter. So sehen die erfolge des österreichischen
volleyball also aus. Bei aich/dob war peter wohlfahrtstätter der einzige
österreicher in der grundsieben. Bei ljubljana spielten sechs slowenen und ein
kroate. Noch fragen? Bitte wenden sie sich an uhtt und uhpir.
A propos mevza. Die zeigt ja, zumindest bei den herren, gewisse
auflösungstendenzen. Gerade einmal sieben teams begannen den bewerb. Am ende
blieben nur mehr sechs über, da bratislava mitten im bewerb den spielbetrieb
einstellte. Na da hat uhvp, der ja auch präsident der mevza ist, neben dem
multiversum eine weiter, aber wenigstens nicht ganz so teure, baustelle.
Und am mittwoch abend gibt’s beide semifinalpartien aus der gralsbrug des
österreichischen volleyball, aus dem budo center, als live spiele in orf sport
plus (http://oevv.volleynet.at/News/0000085866).
Na hoffentlich wurde von hhvmir ein putztrupp durch die halle geschickt. Der
angedaute mageninhalt auf den stufen der tribünen würde sich im fernsehen nicht
so gut machen, denke ich. Aber noch mehr gespannt bin ich auf die
zuschauermassen die sich die an- und heimreise von ein paar hundert kilometern
an einem wochentagsabend antun werden. Aber vielleicht hat hhvmir ja mit der
schuläktschn vorgesorgt. Leere tribünen, ob vollgekotzt oder nicht spielt da
dann schon gar keine rolle mehr, kommen im fernsehen auch nicht wirklich gut.
Ist uhpir freiwillig oder unfreiwillig aus seinen ämtern bei der bso
geschieden?
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die
werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?
Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar
ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas
ändern sollte.
Wien 18.03.2014, 01:40 mez